Nach Familientragödien: So sollten Eltern mit ihrem Nachwuchs umgehen
Von Katharina Eppert
Heidelberg. Viele Eltern würden schlimme Nachrichten - wie die Tragödie in Kirchheim - am liebsten von ihren Kindern fernhalten. Doch auch Kinder bekommen mit, was passiert ist. Sie hören davon im Radio, am Frühstückstisch oder von anderen Leuten. Wie sollen Eltern also mit einem solchen Thema umgehen?
Über die Familientragödie sprechen: Schlechte Nachrichten zurückzuhalten, ist keine Lösung, erklärt Schulsozialarbeiter Rainer Schlegel, der seit 21 Jahren an der Geschwister-Scholl-Schule tätig ist. "Es ist unumgänglich, über einen Fall wie in Kirchheim mit dem Kind zu sprechen, insbesondere wenn es danach fragt." Dies sollte aber altersgerecht geschehen. "Früher oder später kommt ohnehin die Wahrheit heraus."
Anna Pfeiffer, Erzieherin an einem Kindergarten in Eppelheim, ergänzt: "Ein Kind von drei, vier oder fünf Jahren begreift so etwas wie Mord oder Tragödie noch nicht richtig." Eltern sollten daher im Gespräch mit dem Kind nicht ins Detail gehen. Während Erwachsene in erster Linie geschockt sind von der Tat an sich, zählt für die Kinder, die mit dem verstorbenen Mädchen in der Gruppe waren, erst einmal: Das Mädchen kommt nicht wieder. Es ist tot. "Mit dem Thema Sterben können Kinder schon relativ gut umgehen. Sie haben vielleicht schon mal ein geliebtes Haustier verloren oder Oma und Opa", so Pfeiffer.
Wenn das Kind Ängste entwickelt: Eltern sollten in jedem Fall die Beziehung zu ihrem Nachwuchs stärken, das heißt, mit ihrem Kind viel reden und Verhaltensweisen beobachten, rät Schlegel. "Ängste sind Prozesse - die können auch erst nach ein paar Wochen auftauchen." Das sollte man ernst nehmen. Anna Pfeiffer sieht es als wichtige Aufgabe der Eltern an, das Vertrauen des Kindes wieder zu stärken, welches durch schlimme Ereignisse erschüttert wurde. Sie könnten zum Beispiel zu ihrem Kind sagen: "Das, was da passiert ist, kommt ganz selten vor. Da gab es Probleme in der Familie. Aber bei uns, da ist alles okay."
Wenn der Nachwuchs nicht mehr in den Kindergarten gehen will: "Hier sollte man in erster Linie ergründen, warum", rät Pfeiffer: "Hat das Kind vielleicht Angst, seine Eltern nicht mehr zu sehen, oder wird es im Kindergarten ständig an das Fehlen der lieben Freundin erinnert?" Eltern sollten ihre Jüngsten aber in keinem Fall zwingen, sondern lieber das Gespräch mit den Erziehern im Kindergarten suchen. Auch die AGFJ-Familienhilfe-Stiftung Heidelberg sei eine gute Anlaufstelle für Eltern und Kinder, empfiehlt Schlegel.