Eberbach: "Emmas App" soll auch Handel weiterhelfen
Eberbach. (fhs) Es ist nicht allzu viel Zeit, die Geschäftsleuten bleibt, wenn sie sich an dieses Modellprojekt in Schönbrunn und Spechbach noch dranhängen wollen: Bis 26. Juli sollten sie ihr Interesse beim Ansprechpartner Denis Guth im Heidelberger Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises bekundet haben.
Im ländlichen Raum soll die Versorgung mit Gütern des alltäglichen Bedarfs verbessert werden - vorrangig mit Lebensmitteln. Ein Versuch, dies zu tun, ist das Projekt "Intelligente Marktplätze". Wie bereits mehrfach berichtet, arbeitet man in Schönbrunn und Spechbach daran, in diesen beiden Kreisgemeinden modellhaft örtliche Bestell- und Abholtreffpunkte mit Lieferanten und dem Einzelhandel zu vernetzen.
Bewohner ländlicher Orte ohne eigenen Bäcker, Metzger oder Lebensmittelgeschäft sollen so in der Nähe des eigenen zu Hause wieder Brötchen, Brezeln, Brot, Fleisch, Wurst, Obst und Gemüse und andere Waren einkaufen können, ohne dazu ins nächstgelegene Einkaufszentrum fahren zu müssen. Der Einzelhandel soll sich auf diese Weise ein weiteres Standbein verschaffen können, muss andererseits die Kosten für Warenmanagement, Kühlkettengarantie, Lieferfahrzeuge und Personal kalkulieren und innerhalb des Projektes verrechnen, weil der Zusatzaufwand die Ware im Verbraucherverständnis nur bis zu einem gewissen Grad verteuern darf.
Die Kunden sollen die Lebensmittel oder andere Produkte mit Hilfe eines Programms auf ihrem Smartphone, der "Emmas App", bestellen und erhalten sie an den örtlichen "Marktplatz" geliefert.
Der Vorsitzende der Eberbacher Werbegemeinschaft (EWG), Dietrich Müller, hat jetzt eine Interessenabfrage unter den 71 EWG-Mitgliedsbetrieben gestartet. Müller bezeichnet den geplanten "Online-Marktplatz mit Liefernetzwerk" als "interessant für Eberbach."
Deswegen habe die EWG mit dem Projektleiter beim Landratsamt, Denis Guth, gesprochen. Dabei zeichneten sich laut Müller "einige Möglichkeiten ab, wie auch Eberbach bzw. Eberbacher Einzelhändler an diesem Projekt partizipieren könnten." Müller forderte interessierte Unternehmen auf, sich mit Denis Guth von der Kreis-Wirtschaftsförderung in Heidelberg in Verbindung zu setzen.
Das politisch vom Landkreis begrüßte und befürwortete Vorhaben "Intelligente Marktplätze" wird vor allem finanziert durch Fördermittel aus dem Leader-Programm der Europäischen Union. Aus diesem Geld ist eine Bedarfsanalyse und das nun entwickelte Konzept finanziert worden. Ein weiterer Leader-Förderantrag für die ersten Bestell- und Abholstationen in Schönbrunn und Eberbach läuft derzeit noch. Schönbrunn und Spechbach wollen sich zudem um Projektgelder von bis zu 200.000 Euro bemühen, indem sie sich am "Ideenwettbewerb lokaler Online-Marktplatz" des Landes Baden-Württemberg beteiligen.
Hiermit sollen u.a. ein "Nahversorgungskümmerer" als Ansprechpartner vor Ort, Marketing- und Kommunikationsmaßnahmen, sowie für nahversorgungsrelevante Betriebe Unterstützungsleistungen im Digitalisierungsprozess bezahlt werden. Das setzt aber 20 daran interessierte Betriebe voraus. Sie sollten sich bis 26. Juli melden.
Ein Team vom Institut für Enterprise Systems der Universität Mannheim um Dr. Christian Bartelt hat eine Testversion der App entwickelt, die den Bürgern in Schönbrunn am Montag, 23. Juli, ab 19 Uhr im Bürgersaal des Rathauses vorstellt wird. Schönbrunns Bürgermeister Jan Frey hofft, dass möglichst viele Bürger teilnehmen - gerade auch dann, wenn diese selbst im privaten Umfeld bislang wenig Berührungspunkte mit dem Internet haben. Die Rückmeldungen der Schönbrunner sind laut Frey wichtig, damit ein einstiegsfreundliches Angebot mit möglichst wenig Hürden bereit gestellt werden kann.
Voraussichtlich ab Oktober soll der Realbetrieb mit einem kleinen Testnutzerkreis in Schönbrunn und Spechbach begonnen werden, und geplant ist, die Plattform im Laufe des Jahres 2019 für eine breitere Palette von Anbietern sowie einen größeren Nutzerkreis frei zu geben.. Hierzu soll es noch rechtzeitig Informationsveranstaltungen für interessierte Gewerbetreibende geben, schrieb EWG-Vorsitzender Müller.