Gemeinderat Hirschberg: "Kindergartenbetrieb geht vor"
Von Stefan Zeeh
Hirschberg. Beim Bau eines Hauses gibt es viel zu beachten, angefangen von so grundlegenden Dingen, wie der Größe des Hauses oder dessen Form. Aber auch alle möglichen Ausstattungsdetails sind festzulegen, so etwa die Art der Heizungsanlage oder der Außenbereich. Mit diesen Details für den Neubau des evangelischen Kindergartens in Leutershausen befasste sich der Hirschberger Gemeinderat an diesem Montag.
Dabei drehte sich die Diskussion vor allem um die zukünftige Nutzung des Gebäudes. Diese sollte bei einem Kindergarten eigentlich selbstverständlich sein, jedoch war bereits im Auslobungstext für den Architektenwettbewerb explizit ein Mehrzweckraum in dem Gebäude gefordert worden, der nun auch in dem vorgelegten Entwurf der Arbeitsgemeinschaft der drei Architekturbüros "Dr. Bittmann und Sananikone", "Studio SF" und des Freien Architekten Steffen Seiferheld enthalten ist.
"Es ist nicht einzusehen, dass bei Kosten von sechs Millionen Euro ein Gebäude nur exklusiv von einer Gruppe genutzt wird", erinnerte Bürgermeister Manuel Just an die Überlegungen, die zu der Planung des Kindergartens inklusive Mehrzweckraum geführt hatten. Ob dieser 80 Quadratmeter große Raum nun tatsächlich so in dem Gebäude eingeplant werden soll und wie er zukünftig genutzt werden könnte, führte zu einer längeren Diskussion im Gemeinderat.
Das hing vor allem mit einem Antrag der Sportgemeinde Leutershausen (SGL) zusammen, die darum bat, den Mehrzweckraum als separate Einheit zu planen, sodass er außerhalb der Benutzungszeiten des Kindergartens für Kinderprogramme den Hirschberger Vereinen zur Verfügung stehen kann.
Einen separaten Zugang sowie eine eigene Toilette für den ansonsten vom Gebäude abzutrennenden Mehrzweckraum hatte die Architektengemeinschaft auch eingeplant. Just war jedoch keineswegs begeistert von der Idee, diesen Raum an allen Wochentagen den Hirschberger Vereinen zur Verfügung zu stellen. "Für mich ist es erst einmal ein Kindergarten", wies er auf die primäre Funktion des Gebäudes hin. So dürfe es beispielsweise keinen Zugang von dem Mehrzweckraum zu den anderen Räumen des Kindergartens geben.
Der separate Zugang an der Rückseite des Gebäudes könne allerdings nicht der DIN entsprechend barrierefrei angelegt werden. Es gebe zudem keine Umkleideräume für die Nutzer und auch keine separate Toilette für Männer und Frauen, was die Nutzungsmöglichkeiten dieses Raums einschränkten. Daher schlug er vor, dass der Mehrzweckraum von Montag bis Donnerstag ausschließlich dem Kindergarten zur Verfügung stehen soll und nur an den Wochenenden extern genutzt werden dürfe.
"Der Kindergartenbetrieb geht vor", stimmte Monika Maul-Vogt (GLH) den Ausführungen des Bürgermeisters zu. Sie gab aber zu bedenken, dass man angesichts der hohen Baukosten eine multifunktionale Nutzung ermöglichen sollte.
Ebenso argumentierte Thomas Scholz (SPD), der darauf hinwies, dass zusätzliche Räume für Vereine und Gruppen in Hirschberg benötigt werden. Auch solle man vorausschauend planen. Dahingehend regte Oliver Reisig (FDP) an, die Vereine vorab zu fragen, ob sie den Raum an den Wochenenden nutzen wollen. "Nutzungskonflikte" zwischen Kindergarten und Vereinen sah Thomas Götz (CDU), der daher forderte, dass über die Raumvergabe die Verantwortlichen des Kindergartens entscheiden sollen.
"Wir bauen in erster Linie einen Kindergarten, der in seiner Funktion nicht beeinträchtigt werden darf", hob auch Werner Volk (Freie Wähler) den eigentlichen Zweck des Neubaus hervor. Einen Mangel an Räumlichkeiten sah er allerdings nicht in dem Umfang wie Thomas Scholz. "Die SGL hat einen Clubraum, der wenig genutzt wird", befand Volk.
Bei drei Gegenstimmen von Werner Volk und Fritz Bletzer (beide Freie Wähler) sowie Tobias Rell (FDP) stimmte der Gemeinderat mehrheitlich der weiteren Planung des Gebäudes mit einem Mehrzweckraum inklusive separatem Eingang und Toilette zu.