Der ehemalige Außenminister Sigmar Gabriel will Renten nur an die Inflation anpassen. Bislang orientieren sie sich an der Lohnentwicklung. Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel schlägt vor, die Renten nur noch im Rahmen eines Inflationsausgleichs anzuheben. Dies würde bedeuten, "dass kein Rentner weniger hat, aber auch nicht mehr. Einfach, weil die jungen Leute das nicht bezahlen können", sagte Gabriel der "Bild am Sonntag". Es sei eine Binsenweisheit, dass das Rentensystem Probleme bekomme, wenn eine Gesellschaft älter werde und es immer weniger Kinder gebe. "Und so viele Möglichkeiten, daran etwas zu ändern, haben Sie nicht." Renten richten sich bisher vor allem nach Löhnen Die Inflationsrate in Deutschland lag im August um 2,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats. Für Juni und Juli hatte das Statistische Bundesamt jeweils eine Inflationsrate von 2,0 Prozent errechnet. Die Renten wiederum stiegen zum 1. Juli um 3,74 Prozent. Die Rentenanpassung in Deutschland basiert maßgeblich auf der Lohnentwicklung des Vorjahres. Gabriel brachte außerdem die Einführung eines Existenzminimums für Kinder ins Gespräch, auf das Eltern keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssten: "Ich würde mal prüfen, ob es nicht besser ist, ein Existenzminimum für Kinder auch in der Sozialversicherung zuzulassen, dafür gleichzeitig die vielen Einzeltöpfe, die da sind, um Kinder und Familien zu fördern, einzukassieren. Es ist doch besser, die Eltern, die arbeiten gehen, können ihre Familie ohne staatliche Hilfe ernähren." Kritik von Verbänden an Aktivrente Ein kleiner Teil einer Rentenreform ist bereits von der Koalition beschlossen: die Aktivrente. Doch die Pläne der Bundesregierung stoßen einem Medienbericht zufolge bei Gewerkschaftern wie Arbeitgebern auf scharfe Kritik. "Die Aktivrente soll längeres Arbeiten fördern, gleichzeitig belohnt die abschlagsfreie Frühverrentung aber den vorzeitigen Ausstieg. Die Politik drückt auf Gas und Bremse zugleich. Das ist in der Anreizwirkung wenig effektiv und teuer für Beitrags- und Steuerzahler", sagte der Hauptgeschäftsführer des Arbeitgeberverbandes BDA, Steffen Kampeter, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND) vorab. "Die Regelung kostet Milliarden, löst aber keins der vorhandenen Probleme", erklärte Anja Piel, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) dem "Rnd". Dass Menschen nach dem Renteneintritt nicht weiterarbeiten, liege demnach an ihrer Gesundheit, den Arbeitsbedingungen oder schlicht daran, dass der Arbeitgeber sie nicht mehr wollen. "Statt pauschaler Steuervorteile für einige wenige helfen gezielte Maßnahmen allen: bessere Arbeitsbedingungen, damit Menschen gesund bis 65 arbeiten können, altersgerechte Arbeitsplätze und Wege für Frauen aus unfreiwilliger Teilzeit . Das wären die richtigen Antworten auf den demografischen Wandel", so Piel weiter.