Deutschland nicht mehr Nummer eins bei Asyl: Zwei andere Länder vorn
Erstmals ist Deutschland bei den Asylanträgen nicht mehr Ziel Nummer eins. Die meisten Bewerber kommen nicht mehr aus einem Mittelmeerland. Die Zahl der neuen Asylbewerber innerhalb der Europäischen Union sowie in Norwegen und der Schweiz ist im ersten Halbjahr deutlich zurückgegangen. Bis Ende Juni zählte die EU-Asylagentur EUAA annähernd 400.000 neue Anträge, wie die Behörde mitteilte. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 bedeutet dies ein Minus von 114.000 beziehungsweise 23 Prozent. Erstmals seit vielen Jahren war Deutschland nicht mehr das Land mit den meisten Neuankömmlingen. Die Statistik umfasst die Zahlen aus allen EU-Staaten sowie aus Norwegen und der Schweiz, die beide nicht zur Union gehören. In den 29 Ländern gab es insgesamt 399.000 Anträge. Dabei lagen Frankreich (78.000), Spanien (77.000), Deutschland (70.000) und Italien (64.000) mit weitem Abstand vorn. Zahlen des Bamf: Asylanträge sinken deutlich – nur nicht bei einer Gruppe Mario Czaja: Ex-Senator räumt Fehler während der Flüchtlingskrise 2015 ein Meiste Neuankömmlinge aus Venezuela Die Behörde mit Sitz auf der Insel Malta führte den Rückgang insbesondere auf den Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad im vergangenen Dezember zurück. Erstmals seit einem Jahrzehnt kamen die meisten neuen Asylbewerber (25.000) nicht mehr aus dem Mittelmeerland, sondern jetzt aus Venezuela (49.000) in Südamerika. Aus Afghanistan beantragten 42.000 Menschen neu Asyl. Mit Ausnahme von Frankreich gingen die Zahlen in den großen Zielländern überall zurück: am deutlichsten in Deutschland (minus 43 Prozent), aber auch in Italien (minus 25 Prozent) und Spanien (minus 13 Prozent). Von den Asylbewerbern aus Venezuela stellten fast alle ihren Antrag in Spanien, wo die gleiche Sprache gesprochen wird. Großbritannien ist nach seinem Austritt aus der EU in dieser Statistik bereits seit Jahren nicht mehr dabei. Nur jeder vierte Antrag wird anerkannt Die sogenannte Anerkennungsquote ging nach Angaben der Behörde auf den niedrigsten je gemessenen Stand zurück: Nur jeder vierte Erstantrag (25 Prozent) wurde bewilligt. In den insgesamt 29 Ländern gibt es gleichwohl einen riesigen Berg an Anträgen, der noch abgearbeitet werden muss: Ende Juni war über mehr als 900.000 Anträge in erster Instanz bisher nicht entschieden. Weil Widerspruch möglich ist, stehen insgesamt etwa 1,3 Millionen Entscheidungen aus. Der Umgang mit Migranten gehört seit Jahrzehnten zu den großen Streitthemen der europäischen Politik. Die EU arbeitet inzwischen mit nordafrikanischen Staaten zusammen, um Migranten von der Flucht nach Europa abzuhalten. Bei Versuchen, mit oft kaum seetüchtigen Booten das Mittelmeer zu überqueren, kommt es immer wieder zu tödlichen Katastrophen.