Das Känguru ist ein Nationalsymbol Australiens. Leider verenden die Beuteltiere in der Wildnis oft bei Unfällen. Worauf man bei Autoreisen im Land achten sollte. Im australischen Familienfilm "Lilly und die Kängurus", der derzeit in den Kinos läuft, steht eine Gruppe junger Kängurus im Rampenlicht. Mal hüpfen die niedlichen Jungtiere über die rote Erde, mal lassen sie sich vertrauensvoll in den Armen der Schauspieler wiegen und trinken aus kleinen Milchflaschen. Erzählt wird die Geschichte von Chris Masterman, einem gescheiterten TV-Promi, der bei einem Autounfall nahe Alice Springs ein Känguruweibchen anfährt – und im Beutel des toten Tiers ein Junges findet. Die Rettung des "Joeys", wie Kängurubabys in Australien genannt werden, verändert sein Leben: Gemeinsam mit dem elfjährigen indigenen Mädchen Lilly beginnt er, verwaiste Kängurus großzuziehen. In den Hauptrollen sind Ryan Corr als Chris Masterman, und die australische Newcomerin Lily Whiteley als Lilly zu sehen. Gedreht wurde an Originalschauplätzen im Northern Territory. Die Charaktere im Film sind zwar fiktiv, die Geschichte beruht aber auf einer wahren Begebenheit. Doch wie nah ist die Filmhandlung an der Realität – und was macht man wirklich, wenn man im Outback in einen Autounfall mit einem Känguru verwickelt ist? Die Handlung des Films ist inspiriert vom Leben des Känguru-Retters Chris Barnes, der in Alice Springs in Zentralaustralien seit 2009 eine Auffangstation für verwaiste und verletzte Kängurus betreibt. Rettung von Känguru-"Joeys" Kängurus sind leider häufig in Verkehrsunfälle verwickelt. Viele Tierkliniken in Australien sind überlastet und können sich der verletzten Tiere nicht immer annehmen. Durch ihr zahlreiches Vorkommen sind auch viele Tierparks oder Zoos nicht an bestimmten Arten wie dem Roten Riesenkänguru interessiert. Zudem machen es die großen Distanzen im Land – vorwiegend im Outback – schwierig, den Tieren rasch zur Hilfe zu kommen. Auch deshalb hat Känguru-Retter Barnes sein Kangaroo Sanctuary im Herzen Australiens eröffnet. Er hatte ein verletztes "Joey" aus dem Beutel seiner toten Mutter gerettet. "Ich habe jeden Zoo in Australien angerufen, aber niemand wollte es", erzählt er im Interview mit t-online. Die Regierung riet Barnes damals, das Jungtier einschläfern zu lassen. "Das kam für mich nicht infrage", so Barnes. Er sparte Geld, kündigte seinen Job und startete die Auffangstation für Kängurus, um den Tieren Schutz zu bieten. Barnes' Mission: Er will Menschen, die in Australien reisen, ermutigen, selbst Känguru-Retter zu werden. "Jeder, der in Australien mit dem Auto unterwegs ist, sollte einen Kissenbezug dabei haben. Wir retten die Babys oft aus den Beuteln ihrer toten Mütter. Sie überstehen den Aufprall bei Unfällen meist, da der muskulöse Beutel der Mutter wie ein großer Sicherheitsgurt wirkt." "Joeys" kommen winzig zur Welt – sie sind kaum größer als ein Gummibärchen und wiegen nur etwa ein bis zwei Gramm. Nach der Geburt klettern sie selbstständig in den Beutel der Mutter, wo sie bis zu acht Monate weiterwachsen. Die ersten sechs Monate bleiben sie im Beutel, dann wagen sie Ausflüge nach draußen – und stürzen sich im Notfall blitzschnell zurück ins sichere Versteck. Dort werden sie mit Wärme und Muttermilch versorgt. In Fällen eines Autounfalls in Australien gibt Barnes folgende Tipps: Wer auf einer Straße ein überfahrenes Tier entdeckt, sollte unbedingt prüfen, ob ein Junges im Beutel überlebt hat. Dabei gilt: Sicherheit geht vor – abseits der Fahrbahn parken und sich vorsichtig nähern. Der Beutel befindet sich am Bauch der Mutter zwischen den Hinterbeinen. Befindet sich ein lebendes "Joey" darin, kann man es vorsichtig herausnehmen und in einen provisorischen "Beutel" setzen – etwa ein Baumwollsäckchen, T-Shirt oder Kopfkissenbezug. Körpernähe, Wärme und ein gleichmäßiger Herzschlag beruhigen das Tier. Das tote Känguru sollte anschließend am Schwanz von der Straße gezogen werden, mindestens zehn Meter weit. So verhindert man, dass andere Wildtiere wie Dingos oder Greifvögel beim Fressen selbst vom Verkehr erfasst werden. Das gerettete "Joey" sollte so schnell wie möglich zu einem Tierarzt oder einer lokalen Wildtierstation gebracht werden. In abgelegenen Regionen können auch Zoos oder Wildparks kontaktiert werden, die wissen, wie man Helfer erreicht. Wichtig: Ohne Fachwissen sollten die Tiere nicht gefüttert werden – außer in Notfällen und nach telefonischer Rücksprache. Vorkommen und Schutz in Australien Kaum ein Tier ist so sehr mit Australien verbunden wie das Känguru. Es ziert das australische Wappen und ist zentral für die Kultur des Landes. Mehr als 60 Känguru-Arten gibt es in Down Under: vom fast zwei Meter großen Roten Riesenkänguru, das durch das Outback springt, bis zum kleinen Baumkänguru, das in den Regenwäldern lebt. In Australien ist es grundsätzlich verboten, Kängurus als Haustiere zu halten. Sie gelten als Wildtiere, und ihre Haltung unterliegt strengen gesetzlichen Regelungen. Nur in Ausnahmefällen, etwa für Tierpfleger, Wildtierstationen oder Zoos, dürfen sie gepflegt oder gehalten werden – dann aber mit speziellen Genehmigungen. In vielen Regionen kommen einige Känguru-Arten sehr zahlreich vor. Man schätzt, dass es insgesamt mehr als 40 bis 50 Millionen Tiere im Land gibt – in manchen Gegenden sogar mehr als Menschen. Manche Arten dürfen in der Wildnis mit Lizenzen bejagt werden – unter anderem für Fleisch und Leder. In manchen Bundesstaaten legen Behörden jährliche Abschussquoten fest, um die Bestände zu regulieren, da Kängurus in Trockenzeiten oder bei Überpopulation als Konkurrenz für Vieh gelten und daher in der Landwirtschaft als Plage angesehen werden. Für viele Aboriginal Peoples in Australien sind Kängurus seit Jahrtausenden kulturell und spirituell von zentraler Bedeutung. Das Wort Känguru geht auf die Sprache der Guugu Yimithirr aus Nord-Queensland zurück: Gangurru nennen die Einheimischen die östlichen Grauen Kängurus. Der Begriff wurde erstmals 1770 von James Cooks Expedition in die englische Sprache übernommen und fand später Eingang in viele andere Sprachen, darunter Deutsch. Kängurus gehören seit Jahrtausenden zur Ernährung vieler indigener Gemeinschaften. Das Fleisch war – und ist – eine wichtige Proteinquelle. Neben dem Fleisch wurden auch Haut und Sehnen genutzt, beispielsweise für Kleidung oder Werkzeuge. Kängurus – Tiere mit außergewöhnlichen Fähigkeiten Kängurus überraschen mit außergewöhnlichen Fähigkeiten: Sie sind die einzigen großen Tiere, die sich hüpfend fortbewegen – und das mit beeindruckender Effizienz. Große Kängurus schaffen Sprünge von bis zu acht Metern. Die Beuteltiere nutzen ihren kräftigen Schwanz wie eine "fünfte Gliedmaße". Zur Verständigung mit Artgenossen dienen Klopfgeräusche, Knurren oder leise Klicklaute. Känguruweibchen haben eine besondere Fähigkeit: Sie können ihre Schwangerschaft bis zu zwei Jahre pausieren, wenn die Bedingungen ungünstig sind, etwa bei Nahrungsknappheit oder wenn sich noch ein anderes Junges in ihrem Beutel befindet. Sie setzen die Schwangerschaft fort, sobald die Bedingungen wieder günstiger sind. Einige Arten entwickeln sogar bereits vor der Geburt ihres Kindes schon einen neuen Embryo. Sind Kängurus gefährlich? So niedlich "Joeys" wirken – als ausgewachsene Männchen können die Tiere gefährlich werden. Sie schlagen Rivalen um ihr Revier oder die Gunst der Weibchen mit brutalen Attacken in die Flucht. Dabei stützen sie sich auf ihren starken Schwanz, um sich aufzurichten. Mit ihren kräftigen Hinterbeinen teilen sie starke Tritte aus, die schwere Verletzungen verursachen können. Zudem können sie ihren Gegner mit ihren kurzen Vorderbeinen packen und schubsen, was für Menschen oft wie eine Art Boxkampf aussieht. Sie haben zudem scharfe Krallen. Kängurus greifen auch Menschen an. 2022 hatte es im Westen des Landes erstmals seit den 1930er Jahren wieder einen tödlichen Angriff gegeben. Das Opfer hatte das Känguru illegal als Haustier gehalten. Lilly und die Kängurus, Regie: Kate Woods. Der Film von StudioCanal läuft seit Ende August 2025 in Kinos deutschlandweit.