Heilbronner Kunstwerke: Weitere Großskulptur aufgestellt – "Tronco" ist eine Tonne schwer
Von Brigitte Fritz-Kador
Heilbronn. Richard Deacons Skulptur "It’s like a Rock" steht vor der Heilbronner Harmonie und der Kunsthalle Vogelmann, als sei sie immer schon da gewesen und nirgendwo anders denkbar. Doch sie hat diesen Platz erst seit letztem Jahr anlässlich der Ausstellung von Deacon-Werken erhalten, als dieser mit dem Ernst-Franz-Vogelmann-Preis geehrt wurde. In aller Regel verbleibt dann eines der Werke der Preisträger in Heilbronn, meist finanziert von der Stiftung und dem Verein der Museumsfreunde als Dauerleihgabe bei den Städtischen Museen. Deacon, von dem man hört, er hätte gerne auch etwas für die Bundesgartenschau gemacht, aber nicht gefragt wurde, zählt, wie alle Vogelmann-Preisträger, zu den weltweit renommiertesten Bildhauern.
Bei der kleinen Feier zur Übergabe der Deacon-Skulptur - es ist das erste Kunstwerk, das die Vogelmann-Stiftung für den öffentlichen Raum zur Verfügung stellt - ehrte Oberbürgermeister Harry Mergel im Besonderen Ruth Reinwald, die Vorsitzende der Stiftung und ihr "gleichermaßen beharrliches, stilvolles und großzügiges Engagement", mit dem sie auch das Werk ihres Lebensgefährten Ernst Franz Vogelmann fortführt. Er hatte die Stiftung ins Leben gerufen, die eine Vielzahl von Ankäufen für die Städtischen Museen ermöglichte. Als Ruth Reinwald nach Vogelmanns Tod eine Sammlung von 300 Multiples von Joseph Beuys kaufte, gab sie damit den Anstoß zum Bau der Vogelmann-Kunsthalle, den sie dann auch mitfinanzierte. Daran erinnerte OB Mergel voller Dankbarkeit.
Stiftungsratsmitglied Jutta Dambach-Stierle stellt dann ganz keck Assoziationen zum Wort "Rock" in den Raum, bis hin zu Rock ’n’ Roll und den Rolling Stones oder zu den berühmten Mick-Jagger-Lippen. So könne man sie auch als Aufforderung zu "meet an kiss" sehen.
Von Thomas Schütte, Deacons Vorgänger als Preisträger, entsteht zur Zeit auf der Insel-Spitze ein Architekturobjekt. Schütte entwirft schon seit Jahren "Häuser", auch als Modelle und eigenständige Skulpturen. Solche waren ebenfalls in seiner Ausstellung in Heilbronn bereits zu sehen. Sein jetzt schon erkennbar formvollendetes "One Man House", das auf der Insel-Spitze im Entstehen und auch als ein politisches Statement zur gegenwärtigen Bau- und Wohnsituation zu verstehen ist, wird hier bis nach der Buga verbleiben. Für einen Standort danach gibt es schon einige Ideen. In den Räumen der Inselspitze werden die von der Buga ausgesperrten Städtischen Museen eine Ausstellung dazu und mit Schütte veranstalten.
Auf einem zentralen Platz - der Bahnhofsstraße beziehungsweise dem Kurt-Schumacher-Platz, der dank "Experimenta" und Buga besonders im Blickpunkt stehen wird - wurde dieser Tage eine weitere Großskulptur aufgestellt. Mehr als eine Tonne schwer, war "Tronco" von Gunther Stilling sowohl eine Herausforderung für die Gießerei als auch für das Transportunternehmen. An diesem Platz vor dem Gebäudekomplex, in dem auch die Post untergebracht ist, stand zuvor eine Skulptur, sie musste auch Sicherheitsgründen entfernt werden und wurde zunächst durch "Tronco I" von Stilling ersetzt, der sie nun, auf Wunsch des Immobilienbesitzers und Sammlers "doppelt so groß" ein weiteres Mal gestaltete. Der Platz hier verträgt das Kunstwerk. So steht "Tronco" nun unübersehbar hier, ein Torso in voller Armierung, ein Symbol der Fragmentierung von Macht und ein Beispiel dafür, wie Stilling die historische Bedeutung und Formsprache der Antike ins Heute überträgt.
Kunst im öffentlichen Raum, über Jahrhunderte Demonstration von Macht und Schönheitssinn der Mächtigen, später von Staaten und Städten, wurde und wird immer mehr auch zu einer Aufgabe der Bürger, das zeigen die Neuzugänge in Heilbronn gerade auch in ihrer stilistischen Vielfalt deutlich. Stilling, von dem viele Skulpturen in Heilbronn und in der Region stehen, sagt, er sei inzwischen stolz darauf, dass die Stadt Heilbronn nicht eine einzige Skulptur von ihm gekauft habe.