Adler Mannheim: Das zweite Sechs-Punkte-Wochenende
Von Rainer Kundel
Köln/Mannheim. Es ist lange noch nicht alles Gold was glänzt. Gegen Ende des ersten Hauptrunden-Viertels in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) lässt sich aber feststellen: Wenn die Adler in ihrem Plan bleiben, taktische Disziplin bewahren und die Strafzeiten gering halten, sind sie schwer zu schlagen. Für die mentale Verfassung der Mannschaft war der hochverdiente 4:2-Sieg in Köln insofern wichtig, als man zuvor gegen Spitzenmannschaften wie München und Berlin trotz ordentlicher Leistungen unterlegen war.
Dass die Konkurrenz bei Niederlagen gegen die Adler leicht ausflippt, zeigte sich am Sonntag in Köln: Nicht der diesmal unsichtbare, weil lammfromme Steve Pinizzotto nahm sich ohne Grund Markus Eisenschmid vor, sondern mit Alexander Oblinger, der zweite "schlimme Finger" der Haie und erhielt nach dem Verursacherprinzip zu recht zwölf Strafminuten.
Der laufintensive Stil, den Pavel Gross und sein Trainerteam vorgeben, macht den Gegnern zu schaffen. Nur, wem es gelingt, das Tempo zu verschleppen oder die Mannheimer aus Übermotivation Strafen im Angriffsdrittel nehmen, bringt die Adler in Probleme. Um nicht zu viele Breaks zuzulassen, hat Gross zuletzt den Begriff "kontrollierten Druck" gewählt. Wenn sich ein Verteidiger mit der Scheibe weit über die neutrale Zone hinaus wagt, muss sich ein Stürmer etwas fallen lassen.
Der Trainer ist eine ehrliche Haut, macht trotz Verwarnung der Liga im Vorjahr in Wolfsburg auch nicht Halt vor dem "Schiedsrichter-Maulkorb", den die Liga, wie es aussieht auf Anraten ihres TV-Partners, verhängt hat und sagt auch seinen Spielern die Wahrheit ins Gesicht, wenn sie Vorgaben nicht erfüllen. Siehe Denis Reul, der sich nach 4:23 Minuten Einsatzzeit gegen Schwenningen den Rest des Spiels von der Wechselbank aus ansehen durfte. Da wird schon mal die Eiszeit gekürzt, wenn einer wiederholt Turnovers verursacht, Ungeduld zeigt und sein Aufbauspiel mit zu viel Risiko besieht. Nach vielen Jahren mit spielerisch und läuferisch limitierten Import-Verteidigern findet derzeit dank Mark Katic und Joonas Lehtivuori wieder ein raumgreifendes Aufbauspiel mit viel Speed statt.
Alte Weisheit: Wenn es im Mannschaftssport läuft, stimmt auch die Chemie. Wo im Vorjahr die Köpfe wochenlang unten hingen, blüht dieser Tage schon mal der Flachs. Auch an kleinen Gesten ist das Miteinander sichtbar. Als Garrett Festerling gegen Schwenningen den Puck zum 3:1 versenkte, hat Ben Smith beobachtet, dass Chad Kolarik dem Schützen den Puck gesichert hat. Als Zeichen der Freude über die Geburt von Festerlings zweiter Tochter Stella. Üblicherweise erhalten nur Rookies für ihr erstes Tor als Profi den Puck als Andenken.
Nach dem 4:2 Sieg in Köln redet in der Liga angesichts von vier Niederlagen in Folge kaum noch jemand über die Düsseldorfer EG. Die Akteure bewiesen in Köln Geduld. David Wolf: "Die ersten 20 Minuten waren taktisch vielleicht unsere besten in dieser Saison. Trotzdem lagen wir mit 0:2 zurück, wir haben dann in der ersten Pause besprochen, dass wir trotzdem so weiterspielen müssen. Dafür wurden wir am Ende belohnt." Er habe schon vorher dem ersten Bully in Köln gewusst, dass alles passen müsse, um bei dem weiterhin besten Defensivteam der Liga zu gewinnen", gab Pavel Gross preis. "Wir haben sehr viel Talent auf dem Eis gesehen, dazu viele Zweikämpfe. Wir haben nicht viel falsch gemacht, auch im ersten Drittel nicht und den Gegner immer beschäftigt."
Gleichwohl habe das Powerplay entschieden, hat der Trainer den Unterschied ausgemacht. Wenn aus der Überzahl Tore fallen, hat sich der Flügelschlag der Adler bisher immer erhöht. Und sie könnten durch eine aufgerüstete vierte Reihe - wenn der seit dem ersten Spieltag verletzte Marcel Goc bald zurückkommt - noch ausgeglichener werden. Die letzten zwölf Tore verteilten sich auf neun Schützen. Am Freitag heißt es in der SAP Arena: Erster gegen Zweiter - der ERC Ingolstadt kommt mit der Empfehlung eines 3:1-Sieges in Berlin.
Themenwechsel: Deutschlands Nationalteam bestreitet wenige Tage vor der Weltmeisterschaft 2019 seine Generalprobe gegen die USA in Mannheim. Das letzte Spiel vor der WM findet am 7. Mai um 19 Uhr in der SAP Arena statt.