Weinheim: Mittlerweile stehen die Brautpaare vor Fragen
Von Philipp Weber
Weinheim. Die Schließung des Schlossparkrestaurants bewegt die Gemüter - und stellt hier und da sogar Brautpaare vor Entscheidungen. So haben sich Andreas Gabriel und seine Lebenspartnerin bereits auf ihre Hochzeitsfeier in Weinheims guter Stube gefreut. Angepeilt hat das Lützelsachsener Paar den Mai 2020.
Nun gibt es zwei Probleme: Zum einen wissen die beiden nicht, wann sie einen Ansprechpartner für ihren Reservierungswunsch finden. Zwar hat die Hanauer Cube GmbH das Restaurant für "A la Carte"-Gäste bereits geschlossen, sie bleibt aber Pächterin; wann und vor allem unter welchen Umständen der Pächterwechsel stattfindet, ist allerdings unklar.
Letzte Woche floss dann auch noch ein anderes Problem in die Diskussion ein. Die Fraktion der Weinheimer Liste (WL) hatte daran erinnert, dass das Weinheimer Schloss einer Sanierungsphase entgegensieht. Das könne auch einem neuen Pächter leicht das Genick brechen, so die drei Stadträte. Zur Erinnerung: Die heutigen Pächter von der Cube GmbH hatten nach gut einem Jahr aufgegeben. Ihr Konzept sei nicht ausreichend angenommen worden, lautete ihre Begründung.
Andreas Gabriel fragt sich nun, ob er sich eine Ersatz-Location suchen muss. Denn eines will er definitiv nicht: vor einem Bauzaun feiern. "Meine Frau hat Verwandte in Spanien, denen wir schon Fotos vom Weinheimer Schloss geschickt haben", sagt er im RNZ-Gespräch. Seine Frau in spe ziehe das Schloss eindeutig anderen Orten vor.
Auch Andreas Gabriel hängt am Schlossparkrestaurant. Hier hatte er - beziehungsweise seine Eltern - seine Taufe gefeiert. Das war vor 36 Jahren. Damals galt das Schlossparkrestaurant noch als "erstes Haus am Platz". Inzwischen ist es zum Gegenstand politischer Debatten geworden. Verpächterin ist bekanntlich die Stadt, sodass auch der Gemeinderat ein Wörtchen mitzureden hat. Weinheim-Sprecher Roland Kern bestätigt, dass unter anderem der Hauptausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung über das Restaurant beraten hat. Es habe dabei eine Mehrheit für eine Neuverpachtung an einen Gastronomen gegeben, erklärt er.
Dass auch Skeptiker an den Ratstischen saßen, beweist das Statement der Weinheimer Liste. Die Wählervereinigung plädiert dafür, die Sanierungsarbeiten für eine Denkpause zu nutzen. "Aktuell geht es aber eher um die Frage, wie wir den Auflösungsvertrag mit der Cube GmbH gestalten", so Stadtsprecher Kern. Er geht aber davon aus, dass sich beide Seiten bald einigen und Weinheims angehende Hochzeitspaare bald wieder Ansprechpartner vorfinden werden: "Die aktuellen Pächter wollen raus - und wir wollen neu verpachten." Kern bestätigt, dass das Schloss saniert werden muss. Die Restaurant-Terrasse sei allerdings nicht unmittelbar von den Arbeiten betroffen, erklärt er. Bei der Sanierung von Fassade und Dach sei es dagegen unvermeidlich, dass das Baugerüst auch mal auf die Gebäudeseite "wandert", die sich dem Park zuwendet. Aber: "Wir werden das Gerüst nur außerhalb der Sommersaison an dieser Gebäudeseite aufstellen lassen", so Kern.
Das ist auch dringend nötig. Denn ohne große Feiern läuft wenig im Schlossparkrestaurant - egal mit welchem Pächter. Der RNZ liegt die Information vor, dass die Gastronomie 70 bis 80 Prozent ihres Umsatzes bestreitet, indem sie Familien- und Firmenfeiern ausrichtet.
Wenn sich die bisherigen Angaben der Stadt bestätigen, muss auch Andreas Gabriel nicht vor einem Bauzaun feiern. Wenn es bis 2020 überhaupt soweit ist: Immerhin muss die Schloss-Sanierung noch durch die Haushaltsberatungen, von den Auftragsvergaben gar nicht zu reden.