Heidelberg: Eine Heimat für Kinder und Eltern, die getrennt leben
Heidelberg. (bik) Es war von Anfang an ein Anliegen der Bürgerstiftung Heidelberg: Ein Begegnungsort für Eltern und Kinder in Trennungssituationen sollte geschaffen werden, damit das Kind und der in die Ferne gezogene Elternteil in Heidelberg eine kostenlose Heimat auf Zeit haben können. Damit Kinder nicht stundenlang durch das Land fahren müssen, um etwa den Vater zu treffen. Damit in der Beziehung Ruhe statt Stress herrscht.
Jetzt ist es fast so weit. Die Bürgerstiftung mietet eine Zwei-Zimmer-Wohnung der städtischen Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz (GGH) im Czernyring an. Derzeit wird renoviert, Anfang November ist die offizielle Eröffnung dieser "Insel" geplant. Möglich wurde dies durch einen großzügigen Spender. Gerhard Kammerer, Vorstandsmitglied der Bürgerstiftung, hat für die familienfreundliche Idee eine halbe Million Euro bereitgestellt. Der Bedarf ist sicher da: Etwa 30 Prozent der Heidelberger Kinder wachsen überwiegend oder ausschließlich bei einem Elternteil auf.
Derzeit, so sagt Volker Stich, der zweite Vorsitzende der Bürgerstiftung, werden die organisatorischen Voraussetzungen erarbeitet. Die Betreuung der Insel übernimmt die Jugendhilfeeinrichtung Luise-Scheppler-Heim unter Leitung von Ulrich Böhringer-Schmidtke. Sie tritt als Mieter auf und soll dafür sorgen, dass der gute Zustand der Wohnung erhalten bleibt. Ehrenamtliche Mitarbeiter der Stiftung, die früher für Jugendamt und Caritas tätig waren, werden mit den interessierten Familien Gespräche führen und die Aufenthaltszeiten koordinieren.
Wie das genau funktionieren kann, wird laut Stich derzeit festgelegt. Und demnächst bekommen alle Organisationen, die mit getrennten Familien zu tun haben, ob Jugendamt, Diakonie, Caritas oder Selbsthilfeeinrichtungen, genaue Informationen von der Bürgerstiftung. Auch das Familiengericht habe bereits Interesse bekundet, sagt Stich.
Für die innovative Idee der "Insel" gibt es in Deutschland kein Vorbild - "so weit wir wissen", sagt Prof. Switgard Feuerstein, die Vorsitzende der Bürgerstiftung. Für sie startet eine "Pilotphase" mit der Einrichtung einer Wohnung, in der Eltern und Kinder zusammen Alltag leben könnten. Ob das Angebot der Nachfrage genügen wird oder ob man gar eine Wohnung kaufen statt mieten sollte - das alles wird sich noch klären.