Mannheim: So lief das TKKG-Live-Hörspiel im Rosengarten
Von Sascha Balduf
Mannheim. Sie sind für viele ein Teil der Jugend, vor allem beim Einschlafen. Und für nicht wenige sind Hörspiele auch noch im Erwachsenenalter beliebte Begleiter. Seit 1981 jagen darin Tim, Karl, Klößchen und Gaby alias TKKG Erpresserbanden, Kunsträuber und Mafiosi. Zum ersten Mal ermittelt das Quartett in diesem Jahr auch live auf der Bühne und gastierte mit „Das unheimliche Dorf” im Rosengarten.
Die Jugendbuchserie, die Rolf Kalmuczak unter dem Pseudonym Stefan Wolf 1979 erschaffen hat, erfreut sich auch heute noch großer Beliebtheit: Über 200 veröffentlichte Folgen und 35 Millionen verkaufte Tonträger sprechen für sich. Und obwohl die Serie schon immer ein wenig im Schatten der „Drei ???“ steht, welche Anfang November die SAP-Arena füllten und im März einen Zusatztermin spielen, können sich TKKG auf ihre treuen Fans verlassen.
Die Geschichte beginnt, wie viele TKKG-Abenteuer: ganz unbedarft. Die vier Freunde radeln an einem sonnigen Tag durch die Natur. Gabys Cockerspaniel Oskar sitzt im Fahrradkorb. Nach einer mehrtägigen Tour sind sie auf dem Rückweg in die Millionenstadt, den fiktiven Hauptspielort der TKKG-Geschichten. Auf der Bühne umgesetzt bedeutet das: Vier Sprecher auf aufgebockten Fahrrädern, inklusive Plüschhund.
Als sie an einem Badesee vorbeikommen, finden sie einen bewusstlos im Wasser treibenden Mann und retten ihn vor dem Ertrinken. Unfall oder Verbrechen? TKKG begegnen den verschrobenen Bewohnern des kleinen Dorfes beim See und hören von unheimlichen Geschichten. Nachts soll man die Kirchturmglocke hören, obwohl das Gotteshaus schon vor Jahren abgebrannt ist. Auf dem verlassenen Gutshof ist das Scharren von Pferden zu hören. „Das ist der Pferdefuß des Teufels”, ist Greta Wessel (gesprochen von Luise Lunow) überzeugt. Die alte Kräuterfrau rät den TKKG-Freunden zu verschwinden. Obendrein schwirrt immer wieder eine verdächtige Drohne über der Szenerie.
Auch der Dorfpolizist Eduard Möllen scheint von dem Quartett nicht angetan zu sein. Er wird gesprochen von Michael Lott, der auch die Rolle des Erzählers übernimmt und für die Regie verantwortlich zeichnet. Für den guten Ton sorgte Geräuschemacher Peter Sandmann, der mit kreativ eingesetzten Utensilien immer die richtige Atmosphäre schuf. Geschrieben wurde das Stück von Martin Hofstetter, der auch für die reguläre Serie schreibt. TKKG-Schöpfer Kalmuczak verstarb schon 2007.
Wer die vier Sprecher an diesem Abend zum ersten Mal gesehen hat, mag anfangs vielleicht etwas verdutzt gewesen sein: Mittelstufenschüler standen dort keine mehr auf der Bühne. Aber Sascha Draeger, der Peter Carsten alias Tim seine Stimme leiht, tut dies immerhin auch schon seit der ersten Folge. Gleiches gilt für Manou Lubowski, der Stimme von Willi „Klößchen“ Sauerlich, dessen muskulöser Körperbau obendrein sehr wenig mit seiner Schokolade anbetenden Rolle zu tun hat.
Das Genie der Gruppe, Karl Vierstein, wird seit 2016 nicht mehr vom den meisten Hörern vertrauten Stammsprecher Niki Nowotny gesprochen, sondern von Tobias Diakow (Jahrgang 1990) verkörpert, der seiner Figur auch optisch durchaus nahe kommt. Noch viel mehr gilt das für Rhea Harder-Vennewald, bekannt aus GZSZ oder „Notruf Hafenkante“. Sie spielt die tierliebende Gaby Glockner.
Mit rund 90 Minuten Spielzeit liegt das Live-Hörspiel im Rahmen der Studiofolgen, bietet im Gegensatz zu diesen aber noch mehr Abwechslung. Durch Lichtshow, Situationskomik wegen kleinerer Versprecher und auch durch ein bisschen Bewegung, wenn TKKG mit einer Schleuder bewaffnet durch die Zuschauerränge rennen und die Drohne jagen, wird das Live-Hörspiel zu einem Erlebnis nicht nur für die Ohren. Das allerdings zum Einschlafen gänzlich ungeeignet ist.