Schwetzingen: Stadt will ehemalige US-Militärgelände erwerben
Von Anna Manceron
Schwetzingen. Sieben Jahre ist es nun her, dass die US-Armee ihre beiden Stützpunkte in Schwetzingen aufgegeben hat. Seitdem hofft man im Rathaus, auf dem ehemaligen Militär-Gelände einen neuen Stadtteil errichten zu können. Nun hat der Gemeinderat die Verwaltung einstimmig beauftragt, mit der Bundesanstalt für Immobilien (Bima) über den Kauf der Flächen zu verhandeln.
Denn seit dem endgültigen Abzug der US-Streitkräfte im Jahr 2013 gehören die rund 42 Hektar großen Konversionsflächen im Norden von Schwetzingen der Bundesrepublik. Sie nutzt die ehemaligen Kasernen derzeit noch für eigene Zwecke. Zwar steht der kleinere der beiden Komplexe – die Kilbourne-Kaserne – inzwischen leer. Doch in den Tompkins-Barracks befindet sich eine Erstaufnahmestelle für Geflüchtete. Einige Blocks dienen auch als Wohnheim für Studenten des Bundeswehr-Bildungszentrums in Mannheim. Daran wird sich wohl zumindest in den nächsten vier Jahren nichts ändern.
Dementsprechend nüchtern fiel auch das Fazit von Oberbürgermeister René Pöltl in der jüngsten Gemeinderatssitzung aus. „Solange der Bund diese Flächen nutzt, werden sie nicht in den Erwerb gehen“, betonte er. „Aber wir haben bereits Interesse signalisiert. Sollte es zu einem Verkauf kommen, müsste man uns zuerst fragen.“
Dass die Stadt die Konversionsflächen braucht, steht für alle Fraktionen außer Frage. Sie sehen das Gelände als große Chance, um neuen Wohnraum zu schaffen. Die CDU kann sich dort neben Wohnhäusern sogar ein wirtschaftliches Gründungszentrum für Starts-Ups vorstellen. Allerdings wäre eine Erschließung der Konversionsflächen alles andere als einfach. Das geht aus einer Machbarkeitsstudie hervor, die der Gemeinderat 2016 in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse nun vorliegen. Die Pläne enthalten auch Ideen von Bürgern.
„Die Entwicklung der Konversionsflächen würde enorme Herausforderungen mit sich bringen“, betonte Pöltl. Damit meint er zum einen die Lärmbelastung, der das Gebiet ausgesetzt ist. Das Gelände liegt nämlich zwischen der Bahntrasse von Mannheim nach Karlsruhe und dem Plankstadter Gewerbegebiet. Damit aus den Konversionsflächen ein Wohngebiet wird, bräuchte man laut der Studie zwei Lärmschutzwälle mit einer Höhe von jeweils 8 und 10 Metern. Die Planer schlagen außerdem vor, die angrenzende Friedrichsfelder Landstraße (L597) in eine innerörtliche Wohnstraße mit Tempo 30 umzuwandeln.
Es gibt aber noch ein Problem: Auf den Konversionsflächen befinden sich wertvolle und deshalb besonders schützenswerte Naturflächen – unter anderem Dünen, Sandmagerrasen und Magerwiesen. „Die Hochwertigkeit dieser Flächen sollte auf jeden Fall in die Kaufpreisverhandlungen mit der Bima einfließen“, forderte Grünen-Stadtrat Josef Walch.
Die Planer der Machbarkeitsstudie schlagen sowohl ein Wohngebiet als auch ein Mischgebiet mit Geschäften für die Nahversorgung und „nichtstörendem Gewerbe“ vor. Geplant sind etwa viergeschossige Terrassenbauten, die dem Lärmschutz dienen sollen. Die Häuser wären trotzdem nur noch halb so hoch wie die bestehenden denkmalgeschützten Kasernengebäude. Die wiederum könne man etwa für Büroräume oder soziale Einrichtungen nutzen.
Für die SPD-Fraktion im Schwetzinger Gemeinderat steckt hinter diesen Plänen vor allem heiße Luft. „Die Wahrscheinlichkeit, dass sich auf dem Gelände in den nächsten zehn Jahren etwas tun wird, geht gegen Null“, meinte deren Fraktionsvorsitzender Robin Pitsch. „Die Studie war wichtig, um überhaupt mal einen Anfang zu setzen. Aber so leid es uns tut: Sie ist für die Tonne.“