Der Polenmarkt in Slubice steckt in der Krise. Weniger Besucher kommen, Kunden sind aber auch unzufrieden. Für viele Bewohner Berlins und von Frankfurt an der Oder war es lange Zeit fast schon ein Ritual: Eine Fahrt über die Grenze zum Polenmarkt in Slubice. Der lockte mit billigen Zigaretten, Kleidungsstücken, aber auch Obst und Gemüse. Ein Stand reihte sich an den anderen, meistens von Einzelpersonen betrieben. Doch seit einigen Wochen bleiben die Kunden aus, viele Läden sind bereits geschlossen. Schuld sind offenbar die verstärkten Grenzkontrollen. Sowohl die deutsche als auch die polnische Seite überprüfen Einreisende. Das führt zu langen Staus. "Viele Leute stornieren ihren Termin oder machen erst gar keinen. Wir müssen weiter die Miete zahlen und es kommt kaum noch Geld rein", sagte eine Friseurin der "Bild"-Zeitung. Sie habe 60 Prozent des Umsatzes verloren, gibt sie an. Einige Kollegen hätten bereits aufgegeben. Dabei sind ihre Preise günstig, ein Männerhaarschnitt kostet gerade mal 10 Euro, Frauen berechnet sie 17 Euro. Selbst an Tagen, an denen weniger kontrolliert wird, ist der Parkplatz vor dem Markt leer, berichtet die "Bild". Ein Kunde sieht die Berichterstattung als Grund. "Man sieht auch die Berichte im Fernsehen, das wird viele abschrecken, dass sie woanders hinfahren, wo es entspannter ist", sagte der 47-Jährige, der 100 Kilometer weit fährt, um Schnäppchen zu machen. Eine Feuerwerksverkäuferin macht gar Angela Merkel verantwortlich. "Wegen ihres 'Herzlich willkommen' von 2015 sind die Menschen gekommen, derentwegen jetzt kontrolliert wird. Unsere Kunden wollen nicht zwei Stunden im Stau stehen", sagte sie "Bild"-Reportern. Klagen kommen auch von Zigarettenverkäufern, die Umsatzrückgänge verspüren. Schlechte Bewertungen wegen hoher Preise Aber die Grenzstaus sind nicht das einzige Problem. Einige Preise sind angestiegen und liegen nur knapp unter dem, was in Deutschland Discounter verlangen. So liegt ein Kilo Käse bei 14 Euro, eine Badehose kostet zwölf Euro, ein Frühstück acht Euro, berichtet die Zeitung. Hinzu käme, sagen Verkäufer, dass auch in Deutschland das Geld nicht mehr so locker sitzt und Menschen sparen müssen. Der Niedergang des Polenmarkts zeigt sich auch bei der Bewertungsplattform TripAdvisor . Hier wird er nur mit einem Durchschnitt von 3,6 bewertet. "Wenn man im Shop von der Tankstelle kauft, bezahlt man genau das, was auf den Schachteln draufsteht. Auf dem Markt wird man abgezockt. Aufpreis ist ca. EUR 4 pro Stange. Ansonsten ist das angebotene Essen überall billigste Imbissqualität und im Zweifelsfalle genauso teuer oder teurer als in Deutschland. Eine 'Krakauer' im Brötchen kostet an einem Stand EUR 6", schrieb ein Nutzer vor wenigen Tagen. Probleme auch in Hohenwutzen "Ich bekomme bei Aldi bessere Sachen" schrieb ein anderer. Ein weiterer Nutzer beklagte, dass die Preise höher seien als am Großmarkt, und manche Produkte wie Öl gestreckt seien oder falsch ausgezeichnet. So sei ein Wildschweinschinken tatsächlich aus normalem Schweinefleisch gewesen. "Früher bin ich da immer gerne mal hin, inzwischen würde ich sagen, man sollte seine Einkäufe in Slubice in der Stadt erledigen und den Basar vermeiden", schreibt ein Nutzer. Auch am Polenmarkt in Hohenwutzen, etwa 80 Kilometer nördlich, spürt man die Probleme durch die Grenzkontrollen, wie der RBB berichtet. Vor allem auf dem Weg zurück nach Deutschland gebe es lange Staus, berichtete ein Reporter von einem Besuch. Das schrecke Kunden ab. Ein weiteres Problem, das Ladenbesitzer geschildert haben, sei Temu, der chinesische Onlineshop. Er sei zu einer großen Konkurrenz geworden. Auch in Hohenwutzen gibt es erste Leerstände. Mancher sieht das aber auch als Gelegenheit: Ladeninhaber bestellen bei Temu und verkaufen die Produkte dann am Polenmarkt, berichteten sie dem RBB-Reporter.