Es herrscht Aufruhr in Deutschland. Aber nicht wegen der üblichen Themen wie Finanzen, Umwelt, Krieg. Dieses Mal geht es um einen Kinofilm und seine Daseinsberechtigung. Eine Kolumne von Janna Halbroth "Ein Zigeunerschnitzel, bitte! Wie, das darf man auch nicht mehr sagen? Dann bitte ein Zigeunerinnenschnitzel! Höhö." Restaurantpersonal hat es dieser Tage nicht leicht mit Menschen, die angesichts aktueller Sprachdebatten ihren inneren Clown entdeckt haben. Ähnliche Diskussionen wurden jüngst neu entfacht, als bekannt wurde, dass "Der Schuh des Manitu" eine Fortsetzung bekommt. Vor rund 24 Jahren wurde der Streifen zum erfolgreichsten deutschen Kinofilm der Nachkriegszeit. In der Komödie von und mit Michael Bully Herbig werden die Figuren von Karl May aufs Korn genommen. Jetzt, über zwei Jahrzehnte später, passiert das noch einmal, gleichzeitig hat sich unsere Gesellschaft aber weiterentwickelt. Gilt das auch für Bully und Co.? Es gab nämlich eine Zeit, da galt es als urkomisch, sich über bestimmte Dinge lustig zu machen. Herkunft oder sexuelle Orientierung galten als besonders gut geeignete Gag-Grundlagen. Heute ist das anders, heute ist da mehr Bewusstsein, mehr Sensibilität, mehr Aufgeklärtheit. Trotzdem oder vielleicht auch gerade deswegen hat Bully jetzt noch einmal da angeknüpft, wo er aufgehört hat. " Auch unsere Humorrichtungen haben sich entwickelt. Wir sind auch nicht mehr auf dem Stand von vor 25 Jahren ", sagte Christian Tramitz , der zusammen mit Bully und Rick Kavanian das Drehbuch geschrieben hat, auf einer Pressekonferenz. Ein Beispiel dafür soll wohl Abahachi sein, Bullys Version von Winnetou, der im Film gleich mehrmals fleht: "Sagen Sie bitte nicht Indianer!" Damit will er den Wind aus den Segeln nehmen. Doch dafür ist es einfach zu stürmisch. Pressestimmen zu "Das Kanu des Manitu": "Voller Klischees und Entgleisungen" "Das Kanu des Manitu" geht an den Start: Diese Schauspielerin ist nicht dabei Fast 12 Millionen Menschen schauten sich "Der Schuh des Manitu" im Jahr 2001 im Kino an. Ob es dieses Mal wieder so viele werden? "Das Kanu des Manitu" strotzt vor Sprachwitz, popkulturellen Anspielungen und schießt jeden Vogel ab, der sich nicht schnell genug auf eine Sumpf-Eiche in der Prärie retten kann. Hier wird nahezu jeder parodiert: Vom Griechen über den Bayern und Vietnamesen bis zum amerikanischen Ureinwohner – vor Bullys Gag-Feder sind alle gleich. Dabei bedient sich der Filmemacher, Schauspieler, Regisseur und Komiker eines Humors, den er selbst erfunden hat und der den Takt immer ein bisschen länger hält als andere. Wenn bei vielen der Witz vielleicht schon vorbei wäre, setzt er noch einen drauf. Bei ihm treffen sich zum Beispiel zwei Junggesellen in der Prärie, tragen dabei lustige Unterwäsche und trällern ein Lied über Durchschnittlichkeit. Anderen würde das reichen, bei Bully springen diese beiden noch gemeinsam in den See und führen minutenlang ein Wasserballett auf. Braucht es das? Viele würden sagen nein, Bully fragt nur: Wie lange? Als der Film am Donnerstag in einem beliebigen Kino vorgeführt wird, läuft ein "Stromberg"-Trailer vorab. Wie heißt es noch so schön: Ein Alter-Weißer-Mann-Film kommt selten allein. Dass dann auch noch Stefan Raab für die Musik in "Das Kanu des Manitu" mitverantwortlich ist, wundert kaum noch. "Ich mag den Bully Hermes einfach", hört man eine junge Frau aus einer der hinteren Kinoreihen sagen, kurz bevor der Film beginnt. Und ja, Bully ist ein Typ zum Liebhaben, einer, über dessen Witze man schmunzelt, dem man nichts Böses unterstellt. Aber am Ende macht er es wie sein unfreiwilliger Namensvetter: Er liefert – wie der Paketdienst – einfach ein bisschen zu spät, und zwar rund 24 Jahre.