Nach ihrem umstrittenen Auftritt bei einem CDU-Sommerfest gerät Bundestagspräsidentin Klöckner erneut in den Fokus. Stein des Anstoßes: ein Foto mit einem "Compact"-Mitarbeiter. Doch was hat es damit auf sich? Es ist nur wenige Tage her, da rief Bundestagspräsidentin Julia Klöckner mit einem umstrittenen Auftritt Empörung hervor. Die CDU-Politikerin sprach am Wochenende beim Sommerfest ihrer Partei in Koblenz. Der Sponsor des Festes war Frank Gotthardt, der Geldgeber der umstrittenen rechtspopulistischen Nachrichtenplattform "Nius" . Klöckner nutzte die Veranstaltung, um die (linke) Zeitung "taz" mit "Nius" gleichzusetzen – die Linke forderte daraufhin ihren Rücktritt vom Amt der Bundestagspräsidentin. Folgt nun der nächste Skandal? Mitten in die Aufregung um den Klöckner-Auftritt hinein postete Paul Klemm vom TV-Sender des rechtsextremen "Compact"-Magazins ein Foto auf X, auf dem er gemeinsam mit Klöckner zu sehen ist. Dazu schrieb er: "Dicker Respekt an Frau Klöckner, dass sie für einen fairen Umgang mit Alternativmedien steht. Egal ob Nius oder Compact – wir beleben die Demokratie!" Klöckners Büro weist die Veröffentlichung scharf zurück und stellt klar, dass die CDU-Politikerin keineswegs "Compact" unterstützt. "Frau Klöckner kennt Sie nicht" Eine Mitarbeiterin des Wahlkreisbüros von Julia Klöckner fordert Klemm nun in einem Schreiben, das t-online vorliegt, zur Löschung des Fotos auf. "Sie hatten auf der Wahlkampfveranstaltung wie viele andere auch nach einem Bild mit der Bundestagsabgeordneten Julia Klöckner gefragt, aber sich nicht zu erkennen gegeben. Frau Klöckner kannte und kennt Sie nicht", heißt es in dem Schreiben. Weiter schreibt die Mitarbeiterin: "Als sich später nach der Fotoaufnahme rausstellte, wer Sie sind – Sie fragten ein Interview an, das Frau Klöckner ablehnte – haben wir Ihnen am 9. Februar 2025 um 19.49 schriftlich per Mail mitgeteilt, dass wir Ihnen untersagen, dieses Foto zu nutzen – explizit untersagten wir auch eine Nutzung auf Ihren Social-Media-Kanälen." Klöckners Büro wirft Klemm nun vor, den Eindruck zu erwecken, Klöckner unterstütze "Compact". "Das ist falsch. Deshalb fordern wir Sie auf, umgehend diesen Post mit Text und Bild zu löschen." Grüne Lang: Frage nicht vor jedem Selfie nach Perso Auch Recherchen von t-online haben ergeben, dass das gemeinsame Foto am 9. Februar im Ort Bretzenheim in Klöckners Wahlkreis bei einer Wahlkampfveranstaltung entstanden ist. Fotos zeigen Klemm im Publikum, er stellte auch eine Frage. Klemm hatte sich mit einem ähnlichen Vorgehen auch schon ein Selfie mit Grünen-Politikerin Ricarda Lang erschlichen, die sich nun auch zu Wort meldete. "Man sollte Julia Klöckner für vieles kritisieren, insbesondere die unsägliche Gleichsetzung von Nius und taz", schrieb sie auf der Plattform X. "Aber wir sollten auch nicht das Spiel der Rechtsextremen mit spielen, die es genau auf solche Selfies anlegen. Und ich frage auch nicht vor jedem Selfie nach dem Perso." Verbotsverfügung gegen "Compact" gescheitert Die damalige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte im vergangenen Jahr eine Verbotsverfügung gegen "Compact" erlassen. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig hob diese im Juni auf. Damit darf das Magazin weiter erscheinen. Zwar gebe es zahlreiche polemische und zugespitzte Äußerungen. Die Grenze zur Verfassungsfeindlichkeit sei jedoch nicht überschritten, so das Gericht. Schon 2022 schrieb der Verfassungsschutz, das von Chefredakteur Jürgen Elsässer geleitete Magazin trage "als multimediales Unternehmen demokratiefeindliche und menschenwürdewidrige Positionen in die Gesellschaft". Die führenden Akteure des Magazins unterhalten Kontakte zu wichtigen Akteuren der sogenannten Neuen Rechten, Magazin und Sender bieten ihnen immer wieder eine Plattform. Immer wieder Wirbel um Klöckner Klöckner war früher Weinkönigin des Anbaugebiets Nahe, absolvierte ein journalistisches Volontariat bei einem Fachverlag für Weinpublikationen und war acht Jahre lang Chefredakteurin des Magazins "Sommelier". 2002 zog sie erstmals in den Bundestag ein, ab 2018 war sie Bundeslandwirtschaftsministerin im Kabinett Merkel. Seit März 2025 ist sie Präsidentin des Deutschen Bundestags. In dieser Position hat sie bereits mehrere Diskussionen sowie Protestaktionen im Parlament ausgelöst. Im Gegensatz zu ihrer Vorgängerin, der SPD-Politikerin Bärbel Bas, entschied Klöckner zum Beispiel, zum Christopher Street Day in Berlin nicht die Regenbogenflagge über dem Bundestag zu hissen. "Wir sind der Deutsche Bundestag, und bei uns weht eine Fahne: Schwarz-Rot-Gold", sagte sie t-online zu der Entscheidung . Die Grünen- und Linken-Fraktionen erschienen daraufhin im Parlament mit bunten T-Shirts und formten in ihren Sitzreihen eine Regenbogenflagge.