Welcher Bundesliga-Manager schickt den besten Kader in die neue Saison? Wer hat mit seinen Möglichkeiten das meiste erreicht? Der Business-Check aller 18 Bundesligisten. Welcher Bundesliga-Manager hat sich in Stellung gebracht in Richtung Meisterschaft und Europa? Welcher sportliche Leiter hat den Umbruch im Team gemeistert? Wer hat den Kader optimal besetzt, und bei wem sind noch Hausaufgaben offen? Wer hat die Identität seiner Stadt und seiner Fanbase verinnerlicht, wer hat ordentlich mit dem Geld "gehaushaltet", das ihm zur Verfügung steht? Die 18 Bundesligisten und ihre sportlichen Leiter im t-online-Business-Check. Max Eberl (FC Bayern München) Transfer-Stau und Panikgefahr : Viele Kritiker bewerten Eberls Arbeit daran, wen er nicht bekommen hat: Florian Wirtz , Nick Woltemade , Christopher Nkunku , Bradley Barcola, Rafael Leão – sie alle tragen, Stand jetzt, in der kommenden Saison nicht das Bayern-Trikot. Luis Díaz ist ein Star, war aber mit 75 Millionen Euro recht teuer. Bei einem Fehlstart in die Liga droht die Gefahr, dass erneut der "Panikknopf" gedrückt werden muss. Als Eberl zuletzt Transfers auf den letzten Drücker tätigen musste, kamen Flops wie Boey, Palhinha und Zaragoza. Interne Kritik : Harry Kane äußerte zuletzt ernsthafte Bedenken: "Es ist vermutlich einer der kleinsten Kader, in dem ich je gespielt habe." Talente aus eigenem Anbau wie Lennart Karl werden den Mittelstürmer kaum beruhigen. Und die Fans auch nicht. Eberl ist zur Dominanz in der Liga verdammt, sonst könnte ihn der dünne Kader am Ende den Job kosten. Finanziell solide, aber riskant : Zwar wurden solide Einnahmen erzielt (z. B. durch die Verkäufe von Mathys Tel , Kingsley Coman , Frans Krätzig, Gabriel Vidović und Daniel Peretz), aber die finanzielle Bilanz sieht vor allem deshalb so gut aus, weil außer Luis Díaz und Jonathan Tah kaum namhaftes Personal hinzukam. Wehe, Jamal Musiala kommt nicht zu einhundert Prozent fit aus der Reha. Wehe, ein weiterer Schlüsselspieler verletzt sich. Wehe, Manuel Neuer beginnt altersbedingt zu wackeln. Note: Maximal 3 minus. Simon Rolfes (Bayer 04 Leverkusen) Der große Umbruch: Mit den Abgängen von Schlüsselfiguren wie Florian Wirtz, Jonathan Tah, Jeremie Frimpong und Granit Xhaka verlor Leverkusen Herz, Hirn, Wirbelsäule und mindestens ein Bein des ursprünglichen Team-Corpus. Rolfes musste einen kompletten Neustart organisieren. Das neue Team wird am alten gemessen werden. Strukturierter Wiederaufbau: Mit Neuzugängen wie Malik Tillman, Jarell Quansah und Mark Flekken setzt Rolfes auf Talente und Charakterspieler, die in die Spielphilosophie passen, statt auf hektische Großtransfers. Nachhaltiges Geschäftsmodell: Durch Einnahmen aus großen Verkäufen (z. B. Moussa Diaby 2023, jetzt Wirtz und Frimpong) gelingt es, gezielt zu reinvestieren, ohne die wirtschaftliche Stabilität zu gefährden. Rolfes gilt als der Architekt eines absolut zukunftsfesten Modells. Note: 2 plus (mit Tendenz nach oben). Markus Krösche (Eintracht Frankfurt) Einnahmen-Sturm im Sturm Frankfurt verkaufte im Januar Spitzenstürmer Omar Marmoush (für an die 80 Millionen Euro) und im Sommer Hugo Ekitiké (für bis zu 95 Millionen Euro). Enorme Einnahmen, die Krösche den Ruf eines König Midas eingebracht haben: Was er anfasst, wird zu Gold. Geld schießt aber nur dann Tore, wenn es in neue Supertalente investiert wird. Die Lücke in der Offensive durch die Verkäufe ist riesig. Trainer Dino Toppmöller warnt bereits: "Das ist ein herber Verlust." Die neue Sturmreihe mit Jonathan Burkardt und dem bereits im Winter verpflichteten Elye Wahi muss erst noch zünden. Kurz vor Saisonstart verkaufte die Eintracht auch den langjährigen Stammkeeper Kevin Trapp (FC Paris), dafür verpflichtete Krösche Michael Zetterer von Werder Bremen . Kompensation mit Neuzugang Burkardt Mit bis zu 23 Millionen Euro kam Nationalspieler Jonathan Burkardt aus Mainz – ein kostenintensiver Transfer. Burkhardt muss sich eingewöhnen, ist zudem verletzungsanfällig und kommt vom Erzrivalen. Wenn er nicht einschlägt, rebellieren die Fans. Spannend auch: Funktioniert Freiburgs Publikumsliebling Ritsu Dōan auch am Main? Die Business-Strategie passt. Aber wie lange geht sie gut? Markus Krösche hat mehrfach hoch gepokert und gewonnen. Verliert er diesmal, droht der Absturz ins Liga-Mittelmaß. Gewinnt er wieder, könnten Top-Vereine auf ihn aufmerksam werden. Die Bayern könnten schon bald einen Nachfolger für Max Eberl suchen. Die Eintracht verliert quasi auf jeden Fall. Note: Zwischen 2 plus und 3 minus ist alles drin. Sebastian Kehl (Borussia Dortmund) Zögerliche Reaktion auf Kaderprobleme: Trotz Anfälligkeit (z. B. Niklas Süle) und klarer Defizite verstärkte Kehl die Borussia kaum. Stattdessen wird – abgesehen von der mehr als 30 Millionen Euro teuren Verpflichtung von Jude Bellinghams Bruder Jobe – auf interne Optionen gesetzt. Im Pokal kam beispielsweise Jungstar Filippo Mané in der Abwehr zu seinem Debüt. Ein Frontalangriff auf Ligaprimus Bayern und die Champions League Plätze sieht in jedem Fall anders aus. In Teufels Küche: Statt über neue Stars diskutiert der Pott über die neue Küche im Signal-Iduna-Park: 11 Millionen Euro hat sie gekostet. Diese Summe auf die Transferausgaben gegenzurechnen, mag nicht ganz fair sein. Passieren wird es trotzdem, wenn der BVB den Saisonstart vermasselt. Kehl kann wenig dafür, ausbaden muss er es unter Umständen trotzdem Kaderumbruch unausweichlich: Kehl erkennt die Probleme ("fehlende Konstanz") und deutet regelmäßig einen größeren Umbruch an – doch die bisherigen Schritte wirken zögerlich für die Erwartungen eines Champions-League-Kandidaten. An Spielern wie Sabitzer, Brandt oder Adeyemi scheiden sich nach wie vor die Geister. Verkaufen konnte Kehl keinen. Ersetzen erst recht nicht. Note: Mehr als eine 4 geht wirklich nicht. Jochen Saier (SC Freiburg) Kaderergänzung mit kalkuliertem Risiko: Freiburg hat mit Yuito Suzuki, Igor Matanović und Cyriaque Irié gezielt Kaderlöcher geschlossen. Der Verein gibt mehr Geld aus als früher, aber nicht mehr, als er einnimmt. Alleine der Verkauf von Ritsu Dōan nach Frankfurt hat die Investitionen wieder hereingeholt. Der Verein bleibt seinem Profil treu. Verrücktheiten gehören im Breisgau nicht dazu. Die Frischzellenkur ist eine Langzeittherapie: Matthias Ginter, Christian Günter, Vincenzo Grifo, Michael Gregoritsch – hat der SC ein Geriatrie-Problem? Die zentrale Achse kommt zusehends in die Jahre. Sportchef Jochen Saier und Trainer Julian Schuster müssen einen Umbruch moderieren. Noch tun sie es zögerlich, lediglich Haudegen "Chico" Höfler ist außen vor. Doch wie schnell ist der Zug zur Verjüngung verpasst? Freiburg lässt sich Zeit. Das kann gut gehen. Muss es aber nicht. Konkurrenz belebt das Geschäft: Trotz des Abgangs von Dōan ist fast jede Position doppelt besetzt. Talenten wie Noah Atubolu und Max Rosenfelder gehört die Zukunft, etablierte Spieler kamen hinzu. Die Struktur stimmt an der Dreisam. Starpower allerdings sucht man vergebens. Reicht das erneut für das internationale Geschäft? Note: Eine solide 2. Niko Bungert (FSV Mainz 05) Vorsichtiger Transferstart: Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten hält sich Mainz noch merklich zurück auf dem Transfermarkt . Jonathan Burkhardt wechselte für 23 Millionen Euro nach Frankfurt, Benedict Hollerbach kam aus Berlin. Ansonsten: Weder große Abgänge noch gewichtige Neuzugänge stehen bisher zu Buche. Lokale Medien sprechen von einem "langsamen Sommer". Wichtige Entscheidungen stehen vielleicht noch aus. Wirbel um Weiper: Der Umgang mit Eigengewächs und U21-Star Nelson Weiper sorgt für große Irritationen. Er wurde zuletzt aus dem Kader gestrichen, in die U23 verbannt und steht offenbar vor einem Wechsel (Leipzig? England?) – ein Alarmsignal. Weiper ist derzeit der große Hoffnungsträger beim Karnevalsverein. Wie konnte das passieren? Finanzieller Spielraum: Mit dem Verkauf von Brajan Gruda nach Brighton (letzte Saison, ca. 30 Millionen Euro), Burkhardt und möglicherweise Weiper wäre eigentlich Geld da, um gezielt zu investieren. Bislang fehlt aber die klare Linie, wie der Kader ausgerichtet werden soll. Was will Mainz sein? Reicht schon der Klassenerhalt? Oder soll es Europa sein? Mainz hat in den letzten Jahren beides erlebt. Note: 3 plus. Marcel Schäfer (RB Leipzig) Money United: Der Verkauf von Benjamin Šeško zu Manchester United für ca. 76,5 Mio. Euro ist einer der größten Deals des Sommers. Schäfer schafft damit enorme finanzielle Freiräume für die Kaderplanung. Mit dem Brasilianer Rômulo Cardoso steht Ersatz bereit. Identitätskrise: Der Abgang von Yussuf Poulsen zum HSV beendet eine Ära. Sportlich geht Erfahrung verloren, gleichzeitig entstehen Chancen für junge Angreifer. Aber: Poulsen war eine Integrationsfigur in Leipzig. Wer steht noch für RB, wenn er weg ist? Das Image der Söldnertruppe ist so nur schwer auszumerzen. Danke! Aber nein, danke: Chelsea zeigte starkes Interesse an Xavi Simons (70 Millionen Euro waren im Gespräch), doch Leipzig blockte ab. Schäfer signalisiert damit, dass man Leistungsträger nur zu marktgerechten Bedingungen ziehen lässt. Auch die Münchner Bayern blitzten ab. Note: 2 minus. Clemens Fritz (SV Werder Bremen) Schlüsselspieler aus dem Haus: Mit Marvin Ducksch (Torjäger, Transfer zu Birmingham City) und Mitchell Weiser (Führungsspieler auf der rechten Seite, Kreuzbandriss) sind zwei absolute Leistungsträger weg bzw. erstmal nicht spielfähig. Auch Torwart Michael Zetterer ging – sein tränenreicher Abschied wurde in den Medien als Sinnbild des Niedergangs an der Weser interpretiert. Und Trainer Ole Werner ging nach Leipzig. Öffentlicher Druck von innen: Kapitän Marco Friedl trat nach dem frühen Pokal-Aus ungewohnt deutlich vor der Presse auf und forderte indirekt Verstärkungen. Dass der Spielführer solche Appelle öffentlich ausspricht, zeigt: Im Verein rumort es, in der Mannschaft fehlt Vertrauen in die Kaderplanung von Geschäftsführer Clemens Fritz. Keine klare Richtung: Salim Musah, Wesley Adeh, Patrice Čović, Karim Coulibaly... Werder scheint auf Talente zu setzen, während die Konkurrenz immer weiter aufrüstet. 10-Millionen-Euro-Zugang Samuel Mbangula fehlt laut Trainer Horst Steffen noch "die Intensität". Beim unangenehmen Pokal-Aus in Bielefeld spielte er nur kurz, kam von der Bank. Das sorgt für Sorgenfalten beim Anhang. Muss es auch. Note: 4 minus. Bestensfalls. Fabian Wohlgemuth (VfB Stuttgart) "Nicht mit uns": Geld ist nicht alles, machen Vorstand und Kaderplaner deutlich. Trotz hoher Angebote – Bayern bot für Nationalspieler Nick Woltemade gut 60 Millionen Euro – lehnten die Schwaben ab und forderten einen dicken Aufschlag. Woltemade bleibt vorerst. Anhang und Medien feierten das als klare Linie und Selbstvertrauen. Was nicht passt, wird passend gemacht: Drei potenzielle Zugänge sagten kurzfristig ab, etwa Giannis Konstantelias und Cole Campbell. Der VfB blieb cool und gelassen, aber nicht tatenlos und verpflichtete Chema Andrés, zügig und pragmatisch reagierend. Schwäbisch im besten Sinn: Verstärkungen wie Andrés, Noah Darvich, Lorenz Assignon und Tiago Tomás zeigen, dass der Klub gezielt ergänzt, nicht wahllos kauft. Dabei bleibt auch der Geldregen durch den Verkauf von Enzo Millot (ca. 30 Millionen Euro) erhalten. Fabian Wohlgemuth und Co. sind nicht geizig, aber erhalten sich Handlungsspielraum. Note: 2. Nichts zu beanstanden. Roland Virkus (Borussia M'Gladbach) Gelähmte Fohlen: Der Klub steckt fest. Ein paar Neuzugänge (Shūto Machino, Jens Castrop) kommen an Bord, doch interne Konflikte und die zwischenzeitliche Suspendierung des Ex-Leistungsträgers Florian Neuhaus machen unbeweglich. Der Kaderumbau stockt. Virkus steht massiv unter Beschuss. Neuhaus und der Haussegen: Auf ein unschönes Mallorca-Video, in dem Neuhaus den Manager verspottete, folgten eine vierwöchige Suspendierung, eine Geldstrafe und lange Spekulationen über seine Zukunft. Sein Wertverfall (von 38 auf 7 Millionen Euro) symbolisiert auch den Verlust sportlicher und kultureller Stabilität im Klub. Werteverfall: Eine enttäuschende Saison (Platz 14) führt zu massiven Marktwertverlusten bei den Spielern – insgesamt etwa 23 Millionen Euro. Das schwächt Gladbachs Position gegenüber der Bundesliga-Spitze erheblich. Der Blick richtet sich eher nach unten, die Fans aber träumen von besseren Zeiten. Note: Eine glatte 5. Nur ein Wunder kann Virkus retten. Peter Christiansen (VfL Wolfsburg) Die fetten Zeiten sind vorbei: Der VfL bemüht sich, die Qualität zu halten, trotz der angespannten Lage beim Mutterkonzern Volkswagen. Der Winter-Transfer von Andreas Skov Olsen für 14 Millionen Euro zeigt, dass strategische Verstärkungen möglich sind. Gleichzeitig betont Christiansen die Verantwortung gegenüber der Stadt. Mit vollen Händen kann der Verein das Geld nicht mehr ausgeben. Wer ist Wolfsburg? Der Verein wirkt eher als "Luxusgut" des Autokonzerns, nicht als unabhängige Sportmarke. Im Stadion ist es oft still, Stars und Meisterschaften gab es lange nicht mehr zu bejubeln. Immerhin: Dauerbrenner und Kapitän Maximilian Arnold bleibt ein Wolf. Ambition versus Realität: Christiansen betont ambitionierte Ziele wie die europäischen Wettbewerbe, doch sportlich hinkt Wolfsburg hinterher – teils kämpft man eher um den Klassenerhalt als um den Anschluss nach oben. Es bleibt offen, ob sie sich bald wieder an der Spitze orientieren können. Note: 3 minus. Erinnert leider an die Konzern-Mutter. Benjamin Weber (FC Augsburg) Effizient und unaufgeregt: Mit Verpflichtungen wie Cédric Zesiger (rund 4 Millionen Euro vom VfL Wolfsburg) und Elias Saad (nur 2 Mio. € von St. Pauli) setzt Augsburg auf solide und bezahlbare Transfers – ohne spektakuläre Überraschungen. Der Zugang mit der größten Starpower sitzt auf der Bank: Trainer Sandro Wagner kommt direkt aus dem Stab der deutschen Nationalmannschaft. Finanzielles Augenmaß: Die Transferbilanz ist minimal negativ (nur minus 1,6 Millionen Euro). Einnahmen und Ausgaben befinden sich nahezu im Gleichgewicht – nachhaltiges Wirtschaften hat Priorität. Sportdirektor Weber lässt keine Rechnungen offen, die er nach einer schwächeren Saison vielleicht nicht mehr bezahlen kann. Steigerungspotenzial im Sturm: Wagner und Weber wollen die Offensivspieler Tietz, Essende und Mounié auf Kurs bringen, um sich mit dem Klassenziel "obere Tabellenhälfte" ernsthaft im sicheren Mittelfeld zu etablieren. Ein echter Torjäger, wie Wagner selbst einer war, fehlt aber im Kader. Note: 2 minus. Aber nur, solange der Tabellenkeller weit entfernt bleibt. Horst Heldt (1. FC Union Berlin) Schmerzlicher Verlust eines Leistungsträgers: Benedict Hollerbach, mit 9 Treffern bester Torschütze der vergangenen Saison, verlässt Union für etwa 10 Millionen Euro in Richtung Mainz. Sein dynamisches Spiel und seine Präsenz in der Offensive fehlen. Union muss die Lücke adäquat schließen – keine leichte Aufgabe. Noch ist diesbezüglich nichts passiert. Köpenick hat noch Fragen: Von den Verteidigern Diogo Leite und Danilho Doekhi soll noch einer gehen. In vier Testspielen blieb Union torlos, also müsste auch im Angriff noch etwas passieren. Union scheint weiterhin nicht zu Ende geplant zu haben. Die Zeit wird knapp. Rückbesinnung auf alte Tugenden: Union hat sich selbst wiedergefunden. Vorbei die Zeiten, als mit dem Italiener Leonardo Bonucci plötzlich ein waschechter Weltmeister an der Alten Försterei auflief. Hollerbachs Abgang tat weh, doch die Fans schätzen Heldts Ansatz, das Kollektiv zu schützen. Das spiegelt die Union-Philosophie: Mannschaft vor Einzelglanz, Anspruch vor Schnellschuss. Note: 3 plus, mit Tendenz nach oben, wenn noch ein paar Antworten gefunden werden. Andreas Bornemann (FC St. Pauli) Der alternative Weg: Mit einer Genossenschaft sammelte der Klub gut 30 Millionen Euro, um Infrastruktur wie zum Beispiel Trainingsanlagen aufzubauen. Auch das Millerntor-Stadion geht so Stück für Stück in den Besitz des Vereins über. Das Geschäftsmodell ist nachhaltig und unabhängig. Große Sprünge auf dem Transfermarkt erlaubt es allerdings nicht. Aber das passt zum FC St. Pauli. Weniger ist mehr: Mit Neuzugängen wie Mathias Pereira Lage (offensiv erfahren, technisch stark), Joel Chima Fujita und Andréas Hountondji wird der Kader strukturell und qualitativ verbessert. Es gibt nur ein Ziel: den Klassenerhalt. Und der reicht auch völlig. "Ein anderer Fußball": Manager Andreas Bornemann kennt die Politik der kleinen Schritte und des schmalen Talers aus seiner Zeit in Freiburg. Er spricht von einem bewussten Weg, sagt: "Ein anderer Fußball ist möglich." St. Pauli steht für Haltung, Fankultur und langfristige Stabilität. Note: Neutral betrachtet eher eine 3 minus, aus Paulianer Sicht aber eine glatte 1. Andreas Schicker (TSG Hoffenheim) Auf ein Neues: Nach einer überaus enttäuschenden Spielzeit (Platz 15) wurde ein umfassender Neustart eingeläutet. Schicker drastisch: "Es war eine Scheißsaison." Mit Zugängen wie Tim Lemperle (Sturm), Bernardo (Außenverteidigung) und Leon Avdullahu (defensives Mittelfeld) positioniert sich der Klub wieder ambitioniert in Richtung europäischer Plätze. Talente zahlen sich aus: Für rund sechs Millionen Euro verpflichtet, hat sich der Brasilianer Arthur Chaves seit letzten Sommer überragend entwickelt. Er erhielt eine Vertragsverlängerung bis 2029 und eine Ausstiegsklausel in Höhe von 20 Mio. €. Seit die Millionen von Mäzen Dietmar Hopp nicht mehr so sprudeln wie früher, können nur solche Transaktionen der Weg sein. Kehraus im Kraichgau: Der Erfolg des Umbruchs hängt entscheidend davon ab, ob Schicker den Kader verschlanken und Gehaltskosten senken kann – gelingt das nicht, bleibt der Umbruch halbherzig. Note: 2 minus. Aber für die internationalen Wettbewerbe wird es noch nicht reichen. Holger Sanwald (1. FC Heidenheim) Keine Experimente: Heidenheim setzt konsequent auf Ruhe statt Aktionismus. Keine Ausstiegsklauseln im Kader, nur wenige externe Transfers (z. B. Diant Ramaj, Arijon Ibrahimović) und der bewusste Einsatz von Jugendspielern sichern Stabilität. Das Transferbudget bleibt im Vergleich zur Liga minimal. Statt sich zu übernehmen, wirtschaftet der Klub nachhaltig und vermeidet Abhängigkeiten. Schmidteinander: Trainer Frank Schmidt ist seit über 15 Jahren im Amt – ein Alleinstellungsmerkmal im Profifußball. Transfers entfalten Wirkung, weil Schmidt Spieler langfristig integriert und entwickelt. Sanwald hat die Strategie an Schmidt orientiert. An wem auch sonst. Attraktiver Ausbildungsstandort: Junge Spieler sehen in Heidenheim eine Bühne. Damit etabliert sich der Klub als Sprungbrett mit klarer Identität. Reicht das für den Klassenerhalt? Das bleibt unsicher. Der Weg ist trotzdem alternativlos. Note: 1 minus. Nur so kann Heidenheim überleben. Selbst in Liga zwei, wenn es nötig ist. Thomas Kessler (1. FC Köln) Blitz-Transfers: Mit Ragnar Ache, Tom Krauß, Jakub Kamiński und Ísak Jóhannesson hat Köln in kurzer Zeit Spieler mit Erstliga-Qualität geholt – klug als Leihen oder mit Kaufpflicht. Besonders Krauß steht für eine Mischung aus langfristiger Perspektive und schnellem Pragmatismus. Raus aus dem Fahrstuhl: Nach nur einem Jahr Zweitklassigkeit ist Köln zurück in der Bundesliga. Die Vereinsführung weiß um die Erwartungshaltung: ein Klub mit riesiger Fanbasis darf nicht wieder Fahrstuhlmannschaft werden. Das prägt die Kaderpolitik – organisches Wachstum und Stabilität vor Risiko. Euphorie und Außendarstellung: In Köln herrscht Aufbruchstimmung – die Fans füllen das Stadion ohnehin immer, nun gilt es, diese Energie auch in die Außendarstellung zu übertragen. Kessler positioniert sich bewusst als einer, der die Kultur kennt und verkörpert. Note: 2 minus. Der Grundstein ist gelegt. Stefan Kuntz (Hamburger SV) Kaderaufbau mit Punch: Mit Yussuf Poulsen, Nicolás Capaldo und Rayan Philippe hat Kuntz sofort drei Spieler geholt, die Bundesliga-Format haben und die entsprechende Mentalität mitbringen. Jordan Torunarigha (ablösefrei) und Nicolai Remberg passen ins Bild. Zurück in Liga 1: Nach sechs langen Jahren Zweitklassigkeit feiert der HSV sein Comeback. Die Rückkehr ist mehr als sportlich – sie wirkt wie eine Rehabilitation für Verein und Fans, die das Volksparkstadion wieder als Erstliga-Bühne erleben wollen. Auf Dauer. Stadtduell gegen St. Pauli: Mit gezielten Transfers wie Poulsen oder Capaldo setzt der HSV auf Erfahrung, Robustheit und Erstliga-Reife – ein Kontrast zu St. Paulis jugendlicher, eher entwicklungsorientierter Kaderstrategie. Kuntz will so die Deutungshoheit in Hamburg zurückholen: sportlich konkurrenzfähig, wirtschaftlich stabiler und mit klarer Bundesliga-DNA. Note: 1,5. Der HSV ist auf Kurs.