Wohnungsmarkt: Modernisierung und Knappheit lassen Mieten steigen
Bezahlbares Wohnen wird in Rheinland-Pfalz auch außerhalb von Ballungszentren schwieriger. Wer günstige Angebote sucht, sollte nicht nur im Internet nachschauen.
Die Zahl wirkt alarmierend: Um 16 Prozent sollen die Mieten in Zweibrücken 2024 gestiegen sein – mehr als in jeder anderen Stadt in Deutschland. Das geht laut einem jüngsten Bericht der "Frankfurter Rundschau" aus einer Antwort des Bundesbauministeriums auf eine Anfrage der Linken-Bundestagsabgeordneten Caren Lay hervor. Auch Pirmasens und Kaiserslautern landen demnach auf vorderen Plätzen.
Die pfälzischen Kommunen reagieren verhalten. Das zentrale Argument: Die Erhebung stütze sich ausschließlich auf Internetanzeigen. In Zweibrücken etwa vermiete die Gewobau, die kommunale Wohnungsbaugesellschaft, rund 16 Prozent aller Mietwohnungen – inseriere aber kaum online.
Gestiegen - aber auf niedrigem Niveau
Tatsächlich seien die Mieten gestiegen, räumt die Stadt Zweibrücken ein – etwa durch Modernisierungen. Doch der Ausgangswert sei niedrig: 2023 lag der Durchschnitt bei 6,50 Euro pro Quadratmeter. Ein Anstieg auf 7,63 Euro entspreche zwar rechnerisch 16 Prozent, falle aber relativ betrachtet weniger ins Gewicht als in Städten mit höheren Mieten wie etwa Mainz.
Zudem würden in die Statistik vor allem neu angebotene Wohnungen einfließen – Bestandsmieten blieben unberücksichtigt. Mietverträge laufen oft über Jahre, gerade im kommunalen Bereich. Erhöhungen erfolgen häufig erst bei Wiedervermietung. Günstige Wohnungen, die über Wartelisten oder persönliche Kontakte vergeben werden, bleiben so statistisch nahezu unsichtbar.
In Pirmasens zeigt sich ein ähnliches Bild: Die örtliche Bauhilfe melde für ihre Wohnungen einen Durchschnitt von 4,66 Euro pro Quadratmeter, teilte ein Stadtsprecher mit – ebenfalls gestiegen, aber weiter auf niedrigem Niveau. Man sehe eine Zunahme sanierter Wohnungen mit höheren Mieten, während das normale Segment schrumpfe.
Nicht das ganze Bild – aber ein Trend
Grund sei ein verstärkter Zuzug gut ausgebildeter Fachkräfte und Senioren, der eine erhöhte Nachfrage an Wohnraum von hoher Qualität nach sich ziehe, erklärte er. "Diese Entwicklung ist in Pirmasens deutlich spürbar: Die freien Angebotsmieten für entsprechende Objekte spiegeln eine gewisse Knappheit im Markt wider." Kaiserslautern verzichtete auf eine Interpretation der Zahlen für die Stadt.
Das Bundesbauministerium verwies auf Anfrage darauf, dass die Statistik auf Inseraten aus Immobilienportalen und Zeitungen beruhe. Sie bilde ab, was Wohnungssuchende im Netz sähen – nicht den gesamten Markt. Lokale Printanzeigen, Wartelisten oder Aushänge blieben unberücksichtigt, ebenso wie interne Vermittlungen durch Wohnungsunternehmen. Besonders günstige Angebote seien daher unterrepräsentiert.
Das Abgeordnetenbüro von Caren Lay hält die Daten für durchaus kennzeichnend für den Wohnungsmarkt. "Die meisten Menschen suchen im Internet nach Wohnungen", teilte ein Mitarbeiter mit. Die Daten würden die Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt abbilden.