China setzt sich neue Ziele für den Kampf gegen die Klimakrise. In der Ankündigung von Staatschef Xi per Video vor den Vereinten Nationen steckt auch eine Spitze gegen die USA. Chinas Staatsoberhaupt Xi Jinping hat am Mittwoch neue Klimaschutzziele für sein Land vor den Vereinten Nationen vorgestellt und damit eine klare Gegenposition zu US-Präsident Donald Trump bezogen. In einer Videoansprache aus Peking auf einem von UN-Generalsekretär António Guterres ausgerichteten Klimagipfel kündigte Xi an, dass die Treibhausgasemissionen bis 2035 um sieben bis zehn Prozent gegenüber ihrem Höchststand sinken sollen. Ohne die USA namentlich zu nennen, kritisierte er Länder, die sich gegen den globalen Übergang zu sauberer Energie stemmten. Den chinesischen Plänen zufolge soll die installierte Leistung der Wind- und Solarenergieerzeugung 3.600 Gigawatt (GW) erreichen, was mehr als dem Sechsfachen des Stands von 2020 entspricht. Zum Vergleich: In Deutschland lag die installierte Leistung aus erneuerbaren Energien Ende 2024 bei knapp 190 GW, wie die Bundesnetzagentur im Januar mitteilte. Zudem solle in China der Anteil nicht-fossiler Brennstoffe am Energieverbrauch bis 2035 auf über 30 Prozent steigen, sagte Xi weiter. Der grüne Wandel sei das Gebot der Stunde. Die Staatengemeinschaft solle auf dem richtigen Weg bleiben, auch wenn "einige Länder" gegen diesen Trend handelten. Trump bezeichnet Klimakrise als "Schwindel" Trump hatte dagegen am Dienstag in seiner Rede vor der UN-Vollversammlung den Klimawandel abgetan. "Es ist der größte Schwindel, der der Welt je aufgetischt wurde", sagte Trump. Er kritisierte Länder wie die EU-Mitgliedstaaten und China für den Einsatz erneuerbarer Energien. Die US-Regierung verfolgt unter Trump eine Politik der "Energiedominanz", die sich auf die Produktion und den Export von Öl, Erdgas und Kohle, aber auch Kernenergie konzentriert. Die USA sind unter Trump zudem zum zweiten Mal aus dem Pariser Klimaabkommen von 2015 ausgetreten. Die Europäische Union hat ihrerseits Schwierigkeiten, sich auf ein neues Klimaziel für 2040 zu einigen. Dies hat die Pläne durchkreuzt, bis zu einer Frist in diesem Monat ein Ziel für 2035 bei den Vereinten Nationen einzureichen. Stattdessen erwägt die EU einem von der Nachrichtenagentur Reuters eingesehenen Dokument zufolge, eine Absichtserklärung vorzulegen. Diese sieht eine Emissionsreduzierung zwischen 66,3 und 72,5 Prozent bis 2035 gegenüber dem Stand von 1990 vor. Experten bewerten Ankündigung Experten bewerteten die neuen Klimaziele Chinas – bei den UN offiziell national festgelegte Beiträge (NDC) genannt – unterschiedlich. "Chinas aktualisierte NDC sind ein wichtiger Schritt nach vorn, der einen tieferen Wandel hin zu einer saubereren, nachhaltigeren Energiezukunft bewirken kann", sagte Muyi Yang von der Denkfabrik Ember. Der neue Plan werde zwar nicht alles lösen, aber er signalisiere Engagement, was Kapital freisetze und einen schnelleren Rückgang der Emissionen beschleunige, sagte er. Das Zentrum für Forschung zu Energie und sauberer Luft (Crea) bewertete Chinas Senkung von Treibhausgasen als ungenügend. "Das Gesamtziel bleibt weit hinter dem zurück, was für die Angleichung an die Ziele des Pariser Abkommens erforderlich ist", sagte Analyst Lauri Myllyvirta. Da kein Basisjahr für die Emissionsreduzierungen festgelegt worden sei, bleibe die Tür für kurzfristige Emissionserhöhungen offen, erklärte er. Wirkung von Chinas Vorgaben China will bis 2030 die Spitze beim Ausstoß von Kohlenstoffdioxid erreichen und bis 2060 klimaneutral sein. Als zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und größter CO₂-Emittent könnten Pekings Pläne auch andere Staaten unter Druck setzen, ambitionierte Ziele zu vereinbaren. China produziert weiter viel Strom aus Kohle, baut aber parallel kräftig Kapazitäten bei erneuerbaren Energien zu. Experten vermuten deshalb, dass die Volksrepublik ihre CO₂-Spitze schon vor 2030 erreichen könnte. Der nächste Weltklimagipfel COP30 beginnt am 10. November im brasilianischen Bélem. Rund 190 Länder hätten angekündigt, in diesem Jahr noch neue Klimapläne vorzulegen, oder sie hätten dies bereits getan, sagte ein Sprecher des UN-Klimasekretariats der Nachrichtenagentur dpa. UN-Klimachef Simon Stiell sei in der Welt unterwegs – darunter in Brasilien , China, Südafrika und anderen Ländern, um auf ambitionierte Pläne hinzuwirken, hieß es aus UN-Kreisen. Dort sehe er wiederholt die Probleme, mit denen viele Länder derzeit zu kämpfen hätten – etwa finanzielle Schwierigkeiten oder die ungleiche Verteilung des Booms der erneuerbaren Energien.