Ungarn: Viktor Orbán lobt Angela Merkel
Viktor Orbán empfing am Mittwoch Angela Merkel in Budapest. Der einstige politische Gegner zeigte sich überraschend versöhnlich. Das Verhältnis von Angela Merkel zu Viktor Orbán war nicht immer ohne Spannungen. Der ungarische Ministerpräsident war der erste unter Europas Staats- und Regierungschefs, der sich nach 2015 offen gegen Merkels Kurs in der Migrationspolitik stellte. "Es gibt da viele Differenzen zwischen uns", gestand die damalige Kanzlerin offen. Orbán erbrachte den Beweis für die unterschiedlichen politischen Ansichten auf offener Bühne. Bei einem Besuch in Berlin erinnerte Merkel den Gast aus Ungarn einst an den europäischen Grundsatz der Menschlichkeit und erklärte: "Die Seele Europas ist Humanität. Wenn wir die Seele erhalten wollen, dürfen wir uns nicht einfach nur abschotten." Orbán entgegnete nur: "Wir in Ungarn sind der Meinung, dass wir human handeln, indem wir keine falschen Anreize setzen." EU-Gipfel in Kopenhagen : Jetzt soll Putin zahlen Migration : Merkel kritisiert Merz Merkel ist seit vier Jahren aus dem Amt. In Deutschland korrigieren Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) ihre Migrationspolitik. Und im Kreis der EU hat längst Orbán die Rolle des am längsten amtierenden Regierungschefs eingenommen. Insofern kann sich Orbán auch großzügig erweisen. Ein Lob und kleine Spitzen Am Mittwoch empfing der ungarische Regierungschef Merkel in Budapest. Prächtig grüßte die deutsche und die ungarische Flagge. Und Orbán schrieb auf der Plattform X nur: "Einmal Kanzler immer Kanzler – in unseren Augen." Orbáns Sicht blieb in konservativen Kreisen in der Heimat nicht unwidersprochen. "Bin anderer Meinung", entgegnete ein Nutzer auf X. Der offizielle Grund für Merkels Ungarn-Reise war die Vorstellung ihrer Autobiografie "Freiheit". Die Erfahrung des Mauerfalls aus östlicher Sicht teilt Merkel mit Orbán. In ihren Erinnerungen beschrieb Merkel auch nicht allein die Differenzen mit Orbán in der Migrationspolitik. Sie erinnerte an das Finale zwischen Deutschland und Argentinien bei der Fußball-WM in Rio 2014. Es war Orbán, der Merkel nach dem Treffer von Mario Götze in der Verlängerung erklärte: "Jetzt kannst du runterkommen, calm down. Es wird nichts mehr passieren, glaub es mir." So kam's dann auch. Die Kanzlerin präsentierte ihr Buch übrigens in der Central European University (CEU). Gegründet hat sie einst US-Milliardär George Soros. Auch nicht eben als Freund Orbáns bekannt. Mehr versteckte Gemeinheiten gab's aber nicht an diesem Tag in Budapest.