Insolvenz droht: Traditionsunternehmen steht vor Aus – Sabotage-Verdacht
Hohe Kosten und zwei Cyberangriffe belasten einen nordrhein-westfälischen Hersteller von Servietten. Intern kursieren Gerüchte, was hinter der Notlage stecken könnte. Dem Traditionsunternehmen Fasana in Euskirchen-Stotzheim droht in Kürze die Insolvenz . Nach Angaben aus Unternehmenskreisen könnte die Produktion noch in dieser Woche eingestellt werden, rund 250 Beschäftigte wären davon betroffen. Das berichtet der "Kölner Stadt-Anzeiger". Fasana stellt seit 1919 Servietten und andere Papierprodukte her. Die Geschäftsführung macht die Eigentümerin des Betriebsgeländes, die Immobiliengesellschaft CTP, für die angespannte Lage mitverantwortlich. CTP erhebt laut Geschäftsführer Karsten Beisert jährlich rund 1,5 Millionen Euro Miete für die Hallen, die Fasana nutzt – hinzukämen Kosten für Reparaturen und Instandhaltung. 66 Filialen schließen: Hammer-Märkte in Deutschland vor dem Aus Keine Rettung mehr möglich: Großer Matratzenhändler schließt alle 97 Filialen Ein Verkauf an mögliche Investoren sei bislang am Preis gescheitert. Beisert zufolge liege die Bewertung der Immobilie durch einen von Fasana beauftragten Gutachter bei etwa zehn Millionen Euro. CTP verlange hingegen 27,5 Millionen Euro – eine Summe, die potenzielle Käufer abschrecke. Ein internationaler Investor sei nach Angaben der Unternehmensführung bereit, mehr als 50 Millionen Euro in den Standort zu investieren, ihn zu modernisieren und zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Zwei schwere Cyberangriffe in diesem Jahr Im Unternehmen wird unterdessen nicht mehr ausgeschlossen, dass jemand von außen gezielt das Unternehmen in die Insolvenz treiben will. Diese Einschätzung stützt sich unter anderem auf zwei schwere Cyberangriffe. Der Erste, am 21. Mai, hatte die Produktion für Tage lahmgelegt. Nach Aussagen eines Mitarbeiters war damals "nichts mehr möglich" – Rechner, Laptops und Maschinensteuerungen seien vollständig ausgefallen. Der Schaden führte laut Geschäftsleitung zu erheblichen Umsatzeinbußen und zur Zahlungsunfähigkeit, woraufhin am 2. Juni ein Insolvenzantrag gestellt wurde. Vor wenigen Wochen kam es zu einem weiteren Angriff. Nach internen Angaben erfolgte dieser über einen Zugang eines bereits drei Wochen zuvor verstorbenen Mitarbeiters. Der Vorfall habe innerhalb der Belegschaft den Verdacht genährt, dass es sich nicht um Zufall handele, berichtet die Kölner Regionalzeitung. Vielmehr stehe der Verdacht im Raum, dass dem Unternehmen bewusst geschadet werden sollte – möglicherweise mit dem Ziel, das Areal für andere Zwecke freizumachen. Stadt gegen die Pläne von CTP Tatsächlich gibt es nach Informationen des "Kölner Stadt-Anzeigers" Überlegungen bei CTP, im Fall des Scheiterns eines Verkaufs auf dem Gelände ein Logistikzentrum zu errichten. Die Stadt Euskirchen sieht das offenbar kritisch. Am Mittwoch sei es zu einem Spitzengespräch zwischen Stadt, Unternehmen, CTP und weiteren Beteiligten gekommen. Die Ergebnisse wurden zunächst nicht bekannt. CTP erklärte auf Anfrage der Zeitung, man befinde sich "in Gesprächen mit dem Unternehmen sowie weiteren Beteiligten, um mögliche Lösungen zu erarbeiten". Über finanzielle Details würde man sich grundsätzlich nicht äußern. Eine Stellungnahme des Insolvenzverwalters stand zunächst noch aus. Der Betriebsrat kündigte an, sich im Falle einer Abwicklung für bestmögliche Bedingungen für die Belegschaft einzusetzen. Für viele der Beschäftigten sei Fasana nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern Teil der eigenen Lebensgeschichte.