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Октябрь
2025

Atomkraft-Ende in Gundremmingen: Ein Irrweg an seinem Ende

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Am Wochenende stürzten die letzten beiden Kühltürme eines Atomkraftwerks in Deutschland in sich zusammen. Ein Lebenstraum der Grünen ist damit final in Erfüllung – und ein Irrweg konsequent zu Ende gegangen. Zu Zeiten meiner Kindheit und Jugend im Unteren Illertal gab es zwei Orte mit G, die wir untereinander wie Chiffren benutzten. Sie hießen Günzburg und Gundremmingen. "Gib Obacht", hieß es zum Beispiel schwäbelnd, "wenn'd so weitermachsch, na kommsch nach Günzburg". In Günzburg befand sich seinerzeit die nächstgelegene Nervenheilanstalt. Wir sprachen wenig feinfühlig vom Irrenhaus. Der Name Gundremmingen wiederum, der stand für uns immer für das Böse. Für die böse Atomkraft. Über 50 Kilometer hinweg war der himmelhohe weiße Dampfschweif zu sehen, der unablässig aus seinen beiden Kühltürmen quoll. An diesem Wochenende nun ging in Gundremmingen bundesweit ziemlich still und unbeachtet das atomare Zeitalter in Deutschland zu Ende, auch wenn vor Ort 30.000 Schaulustige dem Spektakel beiwohnten. Nacheinander sackten die beiden Türme in sich zusammen, nachdem die Sprengladungen an ihren Sockeln gezündet worden waren. Gundremmingen war die letzte Reaktorruine, die im Zuge des Atomausstiegs noch nicht gesprengt worden war bis zu diesem Moment. Damit ist ein jahrzehntelanger Weg zu Ende gegangen. Dessen letzte Etappe die frühere Bundeskanzlerin Angela Merkel markiert hatte. "Das war's", sagte sie seinerzeit zu ihrer Vertrauten Beate Baumann am Telefon, nachdem am 11. März 2011 ein Seebeben vor Fukushima das dortige Kernkraftwerk schwer beschädigt hatte. Mit diesen Worten (sie lieferten später die Zeile der Titelgeschichte, die wir dazu beim "Spiegel" geschrieben haben) wurde von höchster Stelle eine Energieform entsorgt, die bis dahin einen Gutteil der deutschen Stromversorgung sichergestellt hatte. Dass Frau Merkel Fukushima politisch gerade recht kam, gehört zu den vielen bitteren Ironien dieses Themas. Vorher hatte sie noch den vom grünen Umweltminister Jürgen Trittin ausgehandelten Atomausstieg ausgesetzt und die Laufzeiten verlängert. Merkel zahlte einen hohen politischen Preis Als Ostdeutsche hatte sie aber Wucht und Kraft der Anti-AKW-Bewegung komplett unterschätzt, musste daher für die Verlängerung einen hohen politischen Preis bezahlen und war gottfroh, das jetzt revidieren zu können. Dass sie nach Fukushima als Physikerin einen anderen Blick aufs Nukleare bekommen habe, wie sie in der Regierungserklärung seinerzeit behauptete, habe ich ihr nie abgenommen und war damit nicht allein. Klaus Töpfer, immerhin seinerzeit als Ex-CDU-Umweltminister von ihr als Vorsitzender einer Atomausstiegs-Kommission benannt, ging es ganz genauso. Mit der Sprengung von Gundremmingen schließt sich auch bei mir ganz persönlich ein Kreis. Es gehörte damals in der Schule unweit von Gundremmingen dazu, einen "Atomkraft-Nein-Danke!"-Button auf dem Schlabberpulli zu tragen. Am besten noch einen mit "Petting statt Pershing" direkt daneben – und einen "Stoppt Strauß!". Idealerweise dazu ein schwarzweißes oder rotweißes Palästinensertuch um den Hals. Die Coolen trugen das jedenfalls so, also auch alle, die ebenso cool sein wollten. Es gab damals noch keine Filterblase. Aber dieser Gruppendruck auf dem Schulhof war der analoge Vorläufer der digitalen Bubble. Allemal klimafreundlicher als fossile Kraftwerke Jugend darf leidenschaftlich irren. Heute würde ich rückblickend sagen: Mindestens zwei, eher drei, vielleicht sogar vier dieser zur Schau getragenen Statements erwiesen sich in der historischen Rückschau als falsch. Die unter anderem in Neu-Ulm stationierten atomar bestückbaren Mittelstreckenraketen der USA haben im Kalten Krieg den Frieden gesichert. Und das fossile Zeitalter, das unbedingt zu Ende gehen muss, wenn wir diesen Planeten nicht vernichten wollen, wäre auch besser zu beenden, indem man vorläufig jedenfalls auf einen Mix aus Erneuerbaren und Kernkraft setzt, statt Kohlekraftwerke wieder einzuschüren und Gaskraftwerke im halben Hundert zu bauen. Die anderen beiden Statements, die mit Button und Tuch zur Schau getragen wurden, lassen wir jetzt hier aus Zeit- und Platzgründen mal weg. Sondern bleiben beim letzten Kühlturm eines Kernkraftwerks, der nun in Deutschland in sich zusammengesackt ist. Erst einmal dazu einen Glückwunsch an die Grünen. Ihre Partei ist in Whyl im Südbadischen in den frühen Siebzigern aus dem Schoß des Protestes gegen ein dortiges Kernkraftwerk geboren. Und sie hat es sich zu ihrem Lebensziel gemacht, diese klimafreundliche Energieform in Deutschland zu killen. Stattdessen auf absehbare Zeit lieber wieder mehr zu verfeuern. Dabei die Strompreise in Höhen zu treiben, die private Haushalte und vor allem die produzierende Industrie unter den Kosten ächzen und, was die Industrie anlangt, in die Knie gehen lässt. Wie eine Kirche ohne Fenster Nicht, dass wir uns missverstehen: Das ist alles gut gemeint mit dem Atomausstieg. Tschernobyl , die Frage der Endlagerung des strahlenden Mülls. Alles schwierig. Komplex. Aber in Abwägung von Energiesicherheit und Klimaschutz/CO2-Vermeidung – wäre da eine Komponente mit Atomkraftwerken im Energiemix nicht sinnvoller gewesen als nun mehr rauchende statt dampfender Schlote? Wie jetzt die Strompreise irgendwie gedeckelt oder gedrückt werden sollen, wie man den Zielen des Ausbaus der Erneuerbaren hinterherhinkt, wie aus lauter Not Atomstrom aus den Anrainerstaaten bezogen wird, das erinnert mich alles an die Geschichte von den Bürgerinnen und Bürgern einer kleinen Stadt, die ein Rathaus ohne Fenster gebaut haben und hinterher das Licht in Säcken ins Innere tragen wollten. Kluge Politik sollte aber nicht so leidenschaftlich irren wie eine ungestüme Jugend oder die Bürger von Schilda. Dass Deutschland ein großes Schilda in echt ist bei der Atomfrage, zeigt auch ein Blick zu den Nachbarn und in die ganze Welt. Ja, auch China plant mittelfristig, in aller Konsequenz in Erneuerbare und CO2-freie Energie zu gehen. Aber eben drum baut das Riesenland vorläufig wieder mehr Kernkraftwerke. Ebenso in Europa, man muss sich nur umschauen: Niemand geht den deutschen Weg . Großbritannien (eine Insel aus Kohle, wie das Sprichwort zu Recht sagt), kündigt weitere Atomkraftwerke an, ebenso verhält es sich mit Ungarn, Bulgarien , Slowenien , Tschechien , Belgien , den Niederlanden und Frankreich . Sind alle blöde, nur wir nicht? Hier wird mehr gesprengt als nur ein Bauwerk Niemand auf der Welt eifert dem deutschen Beispiel nach, nicht einmal die Partner in der EU. Manche wie der Klima-Trotzkopf Axel Bojanowski sehen daher quasi-religiöse Parallelen, wenn er die Sprengung der Kühltürme von Gundremmingen mit der Sprengung der jahrtausendealten Buddha-Statuen von Bamiyan durch die islamistischen Taliban vergleicht. An dem Vergleich ist etwas dran, aber er greift dennoch zu kurz, wenn man die technologischen Fortschrittschancen der Kernenergie wie etwa der Kernfusion mit in Betracht zieht. In Bamiyan ist in einem Akt der Barbarei und kultureller Ignoranz das Gestern gesprengt worden. In Gundremmingen aber womöglich das Morgen und unsere gute energiesichere Zukunft.














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