Netto-Gehalt in Deutschland: Ab wann Sie zu den Reichen zählen
Eine europaweite Studie zeigt: Ob man sich als "reich" bezeichnen kann, hängt nicht nur vom Gehalt ab, sondern auch davon, wo man lebt. Reich zu sein, ist relativ. Das zeigt eine neue Untersuchung des Berliner Datenstudios Datapulse Research gemeinsam mit der Buchhaltungssoftware Buchhaltungsbutler. Sie hat ermittelt, ab welchem Nettoeinkommen Haushalte zu den obersten zehn Prozent in ihrem Land gehören. Verglichen wurden dabei 27 EU-Staaten sowie Länder wie Norwegen , Serbien und die Türkei . Grundlage sind Eurostat-Daten aus dem Jahr 2024, bereinigt um Unterschiede bei den Lebenshaltungskosten. Für die Berechnung wurde ein Drei-Personen-Haushalt zugrunde gelegt – zwei Erwachsene und ein Kind unter 14 Jahren. Das Ergebnis zeigt große Unterschiede quer durch Europa. So viel braucht es, um reich zu sein Demnach liegt Luxemburg mit einer Reichtumsschwelle von 175.000 Euro Nettoeinkommen an der Spitze. In Portugal reicht dagegen schon ein Einkommen von 46.000 Euro, um zu den oberen zehn Prozent zu gehören. Nach Einkommen oder Vermögen? Wie Reichtum noch definiert sein kann Gehaltsrechner: Mit diesem Einkommen zählen Sie zur Oberschicht Deutschland liegt mit rund 93.000 Euro im oberen Mittelfeld – deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 71.000 Euro. Am unteren Ende steht die Türkei mit 19.000 Euro. Damit verdienen die Reichsten in Luxemburg neunmal so viel wie die oberen zehn Prozent in der Türkei. Kaufkraft verändert das Bild Ein nominal hohes Einkommen bedeutet aber nicht überall denselben Lebensstandard. Um die Zahlen vergleichbar zu machen, haben die Forschenden sie kaufkraftbereinigt, also berücksichtigt, was sich von dem Geld tatsächlich kaufen lässt. Dabei zeigt sich: Die Unterschiede schrumpfen deutlich. So sinken die 175.000 Euro netto, ab denen man in Luxemburg als reich gilt, in realer Kaufkraft auf rund 130.000 Euro. In der Türkei dagegen steigt die Kaufkraft von nominell 19.000 Euro auf den Wert von 46.000 Euro. In Deutschland ist die Reichtumsschwelle von 93.000 Euro gut 85.000 Euro wert. Die Minderung fällt damit vergleichsweise moderat aus. Entsprechend rückt die Bundesrepublik im EU-Ranking nach oben, von Platz sieben auf Platz vier, wenn man die Lebenshaltungskosten in die Berechnung einbezieht. Wer in Deutschland zu den oberen zehn Prozent gehört, lebt im europäischen Vergleich also überdurchschnittlich komfortabel. Reiche Haushalte hierzulande können sich real beispielsweise mehr leisten als in Dänemark oder den Niederlanden. Die Kluft zwischen Mitte und Spitze Innerhalb der Länder zeigen sich aber große Unterschiede in der Einkommensverteilung. In Deutschland müsste eine Familie ihr mittleres verfügbares Nettoeinkommen mehr als verdoppeln, um zur oberen Einkommensgruppe zu gehören. Ähnlich groß ist die Lücke in Frankreich und Griechenland . Deutlich geringer fällt sie in Norwegen, Slowenien , Ungarn , Belgien und Tschechien aus, wo die Spitzenverdiener nur rund 80 Prozent mehr verdienen als die Mittelschicht. Am geringsten ist der Einkommensunterschied in der Slowakei : Wer dort zu den oberen zehn Prozent gehört, verdient nur 65 Prozent mehr als die Mittelschicht. Besonders ausgeprägt ist die Ungleichheit hingegen in der Türkei, wo die oberen zehn Prozent mehr als dreimal so viel verdienen wie die Mittelschicht. Einkommen unterschiedlich stark konzentriert Im Durchschnitt entfallen 24 Prozent des gesamten Einkommens auf das oberste Zehntel der Bevölkerung. In der Türkei liegt dieser Anteil sogar bei 36 Prozent, der höchste Wert in der Untersuchung. Ebenfalls überdurchschnittlich ist die Einkommenskonzentration in Bulgarien . Dort erhalten die obersten zehn Prozent knapp ein Drittel (30 Prozent) aller Einkommen. Gleiches gilt für Lettland und Litauen (26 Prozent) sowie Zypern , Griechenland, Italien und Portugal (25 Prozent). Den Forschern von Datapulse Research zufolge könnten die Ursachen für eine hohe Einkommenskonzentration in einem schwachen Lohnwachstum in der Mitte liegen sowie in Steuersystemen, die hohe Einkommen begünstigen, etwa durch geringere Steuerprogression. Lesen Sie hier, ab wann Sie in Deutschland den Spitzensteuersatz zahlen . Deutschland liegt zusammen mit Ländern wie Dänemark und Frankreich auf EU-Durchschnittsniveau. Dort entfallen 24 Prozent des gesamten Einkommens auf die reichsten zehn Prozent. In der Slowakei konzentrieren sich dort nur 18 Prozent des Einkommens, der geringste Wert in Europa.