TIROLER TAGESZEITUNG, Ausgabe vom 18.10.2015, Leitartikel von Alois Vahrner:"Alarmstufe Blau für Rot-Schwarz"
Die von der FPÖ plakatierte "Oktoberrevolution" wurde letzten Sonntag ja von den Wählern abgeblasen. Die SPÖ blieb dank Häupl und auch, weil viele Schwarze und Grüne mit der Stimme für Häupl Platz 1 für die FPÖ verhindern wollten, überraschend deutlich vorne.
Für die SPÖ hätte das Ende der roten Vorherrschaft in Wien gleichbedeutend die schwerste Krise ihres Bestehens bedeutet. Ein Horrortrip für die Partei, deren Herz eindeutig in Wien schlägt und die in Vorarlberg kaum mehr existent ist, die in Tirol auf Tiefstwerten herumgrundelt, die in Salzburg und der Steiermark den Landeshauptmann-Posten verloren hat und die in Oberösterreich abgestürzt ist. Im Burgenland (dort mit den Blauen) und Kärnten (mit Grün und Schwarz) stellt man den Landeshauptmann, ohne Wien wäre die SPÖ aber gleichsam amputiert.
Auch die Situation für die ÖVP ist keineswegs besser. Sie stellt zwar mit Niederösterreich, Ober-österreich, der Steiermark, Salzburg, Tirol und Vorarlberg gleich sechs Landeschefs, wie die SPÖ geht aber auch bei den Schwarzen der Wählerschwund weiter. Und wie die ÖVP, die offenbar vor allem im urbanen Bereich ein Problem hat, mit nicht einmal mehr 9 Prozent Wähleranteil in Wien Bundeswahlen gewinnen will, bleibt ein Rätsel.
Die FPÖ hat das blaue Wunder in Wien deutlich verfehlt, im Aufwind bleibt die Partei aber weiterhin - durch die rot-schwarze Blockade-und Stillstandspolitik vor allem im Bund ebenso wie die Flüchtlingsfrage. Seit Längerem liegt die FPÖ bei bundesweiten Meinungsumfragen klar auf Platz 1. Neuwahlen oder gar ein Mehrheitswahlrecht, wie dies jüngst ÖVP-Toppolitiker verlangten, würden zurzeit die FPÖ wohl schnurstracks ins Kanzleramt führen.