"One Love" bei WM: Reaktionen auf Armbinden-Eklat: "Man hat gemerkt, wie die Machtverhältnisse im Weltfußball sind"
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger sieht die Profis in der "One Love"-Diskussion als große Verlierer. Andere Sportler gehen noch weiter und fordern das DFB-Team nach dem Armbinden-Verbot zur Abreise aus Katar auf.
Ex-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger glaubt an längerfristige Auswirkungen der "One Love"-Eskalation auf die deutschen Fußball-Profis. Er wirke so "dass wir sie jetzt überfrachtet haben", sagte der DFB-Botschafter für Vielfalt in den ARD-"Tagesthemen". "Nur, was sie verstehen müssen, ist, dass sie in der Vergangenheit selbst Zeichen setzen wollten, so haben sie die Erwartungshaltung gesteigert." Es werde "eine Zeit dauern, bis sie wieder glaubwürdig für diese Werte einstehen können". Der Weltverband Fifa hatte sieben europäischen Teilnehmern am Montag untersagt, während der WM in Katar mit einer "One Love"-Kapitänsbinde zu spielen. Der Aufschrei insbesondere in den betroffenen Ländern ist riesig.
Hitzlsperger attackiert die Fifa
"Heute wurden sie auf eine Probe gestellt, und man hat gemerkt, wie die Machtverhältnisse im Weltfußball sind", sagte Hitzlsperger. "Dort, wo die Rechnung bezahlt wird, wird auch bestimmt. Meines Erachtens kommt der Druck aus dem Gastgeberland, und das war heute unmissverständlich." Infantino möchte "Zwietracht säen, es ist ihm gelungen", sagte der 40-Jährige. "Wenn wir jetzt immer wieder vergleichen, welche Mannschaft eine Aktion fährt und welche nicht, dann schafft es nur Stress, und er erreicht sein Ziel. Am Ende geht es um seinen Machterhalt und das hat er bisher hervorragend gemeistert."
Reaktionen im Netz
Mediendirektor Simon verteidigt DFB-Entscheidung
Der Mediendirektor des Deutschen Fußballbunds, Steffen Simon, hat indes die Entscheidung verteidigt, bei der Fußball-WM in Katar auf die "One Love"-Kapitänsbinde zu verzichten. "Wir haben (...) die Binde verloren, aber nicht unsere Werte", sagte Simon am Dienstag dem Deutschlandfunk. Der Weltfußballverband Fifa habe den europäischen Verbänden "mit massiven sportlichen Sanktionen" gedroht, sollten sie die Armbinde als Zeichen gegen Diskriminierung tragen. Der DFB habe die Situation nicht auf dem Rücken der Spieler austragen wollen, sagte Simon. Fifa-Chef Gianni Infantino habe dem englischen Team vor dem Spiel am Montag massive sportliche Sanktionen angedroht, ohne aber die Sanktionen zu konkretisieren, sagte der DFB-Mediendirektor. Daraufhin hätten sich die europäischen Verbände dafür entschieden, solidarisch zusammenzustehen und kein Auseinanderbrechen des europäischen Blocks zu riskieren.Kommentar Bindenentscheidung 12.14
"Befremdlichen Entscheidung" der Fifa
Er könne die Enttäuschung der Öffentlichkeit verstehen, die dem DFB ein "Einknicken" vorgeworfen hatte, sagte Simon weiter. Der DFB habe seine Haltung aber nicht aufgegeben, nun müsse man sich andere Optionen überlegen. Die Bundesregierung hatte das Verbot auf die "One Love"-Binde bei der WM in Katar deutlich kritisiert. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sagte im ZDF, es sei ein gutes Signal gewesen, dass viele Nationalmannschaften die Binde hatten tragen wollen. Sie sprach von einer "befremdlichen Entscheidung" der Fifa. Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) kritisierte das Verbot der Kapitänsbinde.