"Niederlage für uns alle": Jüdischer Fußballverein Makkabi Berlin sagt Spiele und Training aus Angst vor Attacken ab
Der jüdische Berliner Fußballverein TuS Makkabi stellt den Trainings- und Spielbetrieb ein. Die Angst vor antisemtischen Vorfällen nach der Eskalation im Nahen Osten ist zu groß. Der Chef des jüdischen Turn- und Sportverbandes fordert die Politik zum Handeln auf.
Der Fußball-Oberligist TuS Makkabi aus Berlin hat den Trainings- und Spielbetrieb vorläufig eingestellt. Nach dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas auf Israel war am Sonntag bereits die Ligapartie gegen die TSG Neustrelitz abgesagt worden.
Präsident Alon Meyer von Makkabi Deutschland bedauert die Entscheidung infolge der Ereignisse in Israel zutiefst. "Dass wir aufgrund einer Eskalation im Nahen Osten einen sicheren Spiel- und Trainingsbetrieb eines jüdischen Vereins nicht mehr aufrechterhalten können, ist eine absolute Niederlage für uns alle", sagte er in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Meyer, der auch Präsident von Makkabi Frankfurt ist, berichtete, dass dort der Spiel- und Trainingsbetrieb nach einer Lage-Einschätzung und nach erhöhten Sicherheitsmaßnahmen weiterlaufen würde. In Berlin sei hingegen alles gestoppt, "dort sind massive Maßnahmen ergriffen worden", erklärte Meyer. STERN PAID 42_23 Titel Solidarität 12.42
Makkabi-Chef ruft Politik zu Taten auf
Makkabi Berlin hatte bereits selbst am Samstag auf seiner Facebook-Seite bekannt gegeben, dass alle für den Sonntag angesetzten Begegnungen sowohl beim Basketball als auch beim Fußball abgesagt worden seien.
Die Verantwortlichen müssten klar benannt werden, "dass wir die entsprechenden Konsequenzen auch endlich vollziehen und nicht nur mit Worten verurteilen. Wir müssen Taten folgen lassen", sagte Meyer in dem Interview weiter. "Dass wir diese Organisationen, Institutionen und Vereine, die nichts Besseres zu tun haben, als diese Unmenschlichkeiten noch zu feiern, dass wir die nicht noch weiter mit Steuergeldern unterstützen", sagte Meyer.
Dem Tagesspiegel sagte TuS Makkabi-Kapitän Doron Bruck: "Wir sind eine multikulturelle Truppe bei Makkabi, die Spieler kommen aus 16 verschiedenen Nationen. Aber weil wir ein jüdischer Verein sind, sind wir auch immer alarmiert." Jeder der Spieler sei sich seiner Rolle bewusst und auch der möglichen Angriffsfläche, die er bietet. FS Israel Hamas – das ist passiert
Immer wieder Antisemitismus auf Sportplätzen
Makkabi Deutschland warnte "eindringlich" vor einem erneuten Anstieg des "israelbezogenen Antisemitismus und Judenhasses in Deutschland" im Sport. "Daher appellieren wir an alle Vereine, gerade jetzt besonders wachsam, ihre Sportler und Sportlerinnen zu sensibilisieren und antisemitische Vorfälle konsequent zu melden", teilte der jüdische Turn- und Sportverband in Deutschland mit. Antisemitismus gehöre weder auf "unsere Straßen noch auf unsere Sportplätze. Lasst uns als Sport gemeinsam ein Vorbild für das friedliche Zusammenleben in Deutschland sein", hieß es weiter.
Der Verein verwies darauf, dass deutsche Sportplätze in der Vergangenheit immer wieder Schauplatz antisemitischer Attacken waren. Beispielsweise waren 2021 bei einem Spiel von Maccabi Haifa gegen den 1. FC Union Berlin Israelfahnen angezündet worden. Zudem war es dieses Jahr am Rande des A-Jugendspiels zwischen Hertha 06 und TuS Makkabi Berlin zu massiven antisemitischen Vorfällen gekommen.
Seit dem Terrorüberfall der islamistischen Hamas am Samstag hat es mindestens 1200 Tote auf israelischer Seite gegeben. Die Zahl der bei Gegenangriffen Israels im Gazastreifen getöteten Palästinenser ist am Mittwoch auf mindestens 1050 gestiegen.
Quellen: dpa, "Tagesspiegel", "RBB", "Deutschlandfunk", "FAZ"