"Akt wirtschaftlicher Kriegsführung": Großbritannien von gefälschten Briefmarken überschwemmt – dahinter könnte China stecken
Etliche falsche Briefmarken tauchen vermehrt in Großbritannien auf. Auch seriöse Händlern verkaufen sie. Die Politik vermutet darin einen gezielten Angriff aus Peking.
Berichten der britischen BBC zufolge nehmen derzeit Beschwerden in Großbritannien zu, dass Briefmarken, die – auch in seriösen – Geschäften gekauft wurden, sich als gefälscht herausstellen. Die Fälschungen würden auf verschiedenen Websites zum Verkauf angeboten. Auch kleinere Einzelhändler kauften dort unwissentlich und brachten sie auf diesem Weg in Umlauf.
Eine verdeckte Recherche des "Daily Telegraph" ergab in diesem Zusammenhang, dass mehrere chinesische Unternehmen anbieten, wöchentlich bis zu eine Million gefälschter Briefmarken herzustellen – natürlich zu Preisen weit unter deren Nennwert.
Gefälschte Briefmarken ziehen Strafgebühr nach sich
Für Postdienstleistungen ist in Großbritannien die Royal Mail zuständig. Ein Sprecher sagte dem "Daily Telegraph": "Wir arbeiten hart daran, gefälschte Briefmarken aus dem Verkehr zu ziehen. Wir überwachen regelmäßig Online-Marktplätze, um verdächtige Aktivitäten wie den Verkauf stark reduzierter Briefmarken zu erkennen und arbeiten eng mit Einzelhändlern und Strafverfolgungsbehörden zusammen, um diejenigen zu identifizieren, die gefälschte Briefmarken herstellen."STERN PAID Seidenstraße 20.00
Wieviele Briefmarken derzeit im Umlauf sind, ist noch unklar. "Wir arbeiten eng mit einer Reihe von Polizeikräften im ganzen Land zusammen, um Straftäter festzunehmen und Räumlichkeiten zu durchsuchen. Zuletzt hätten die Behörden Marken mit einem Verkaufswert von umgerechnet rund 293.000 Euro sichergestellt. Jeder, der in Großbritannien einen Brief mit einer gefälschten Briefmarke erhält, wird von Royal Mail zur Zahlung einer Strafgebühr von fünf Pfund (5,85 Euro) aufgefordert.
China als Auslöser vermutet
Sicherheitsexperten und Abgeordnete bezeichneten die Massenfälschung laut "Daily Telegraph" als "Akt wirtschaftlicher Kriegsführung", vergleichbar mit dem "Drucken von Falschgeld". So ist sich beispielsweise der konservative Abgeordnete Iain Duncan Smith sicher, wer Auslöser der Fälschungsschwemme ist: "China steckt dahinter", konstatiert er via BBC.
Alan Mendoza, Gründer des britischen Thinktanks "Henry Jackson Society", erklärt im Gespräch mit dem "Daily Telegraph", dass die Massenproduktion gefälschter Briefmarken der britischen Wirtschaft geschadet habe und ergänzt: "Es ist unvorstellbar, dass eine groß angelegte Fälschungsoperation wie diese ohne das Wissen und damit der stillschweigenden Zustimmung der Kommunistischen Partei Chinas stattfinden könnte." Damit handele es sich um eine offensichtliche Form der Wirtschaftskriegsführung.
Allerdings sei die Wahrscheinlichkeit, zufällig eine gefälschte Briefmarke in Großbritannien zu erhalten, relativ gering. David Gold, Direktor für auswärtige Angelegenheiten und Politik bei der Royal Mail, erklärt gegenüber BBC, dass sie "weniger als 0,1 Prozent der gesamten Briefmarken" ausmachen.
Quellen: BBC, "Daily Telegraph" (Bezahlinhalt)