Formel-1-Finale in Abu Dhabi: Schmutziges Nachtreten: Mercedes sollte sich als fairer Verlierer zeigen
Wut und Enttäuschung bei Mercedes darüber, wie die WM beim letzten Rennen in Abu Dhabi verloren ging, sind verständlich. Dennoch sollte das Team von einem weiteren Protest gegen die Rennwertung absehen: Es tut sich und der Formel 1 keinen Gefallen.
Wow. Die Formel 1 bot in ihrem letzten Rennen in Abu Dhabi noch einmal alles, was sie schon das ganze Jahr über ausgezeichnet hat: Die beiden besten Fahrer, Lewis Hamilton und Max Verstappen, lieferten sich ein hitziges Duell, gleichzeitig ging es neben der Rennstrecke mit Protesten und gegenseitigen Beschuldigungen der beiden Teams hoch her. Die giftigen Keilereien sind wie das sportliche Spektakel ein fester Bestandteil der Saison mit einem leider traurigen Höhepunkt beim letzten Rennen.
So versuchten sowohl Red Bull als auch Mercedes schon während des Grand Prixs in Abu Dhabi Einfluss auf die Rennleitung um den Australier Michael Masi zu nehmen. Red Bull protestierte, nachdem Lewis Hamilton in der ersten Runde nach einem unfairen Überholversuch von Verstappen (der den Start bekanntlich verloren hatte) eine Abkürzung genommen hatte und in Führung blieb. Kurz vor Ende des Rennens kam das Safety Car zum Einsatz und sorgte für weiteren Zoff. Mercedes protestierte gegen die Entscheidung der Rennleitung, das Rennen vor der letzten Runde wieder freizugeben, zudem beschwerten sie sich darüber, dass die überrundeten Autos den Weg zwischen Verstappen und Hamilton frei machen sollten.
Die Folgen sind mittlerweile Formel-1-Geschichte: Verstappen schloss direkt zu Hamilton auf, dessen komfortabler Vorsprung durch das Safety Car verloren war. Hamilton hatte nach dem Restart gegen Verstappen, der frische Reifen aufgezogen hatte und aus dem Windschatten angriff, keine Chance. Der Niederländer überholte den Briten in der letzten Runde und gewann den WM-Titel.PAID Doku Schumi-Fanclub 12.05
Leider setzte Mercedes den Protest nach Rennende fort
Leider legte Mercedes nach dem Rennen offiziell Protest ein. Es ging vor allem um die Entscheidung zu den überrundeten Autos. Vier Stunden brauchten die Rennkommissare, um die beiden Anträge von Mercedes zurückzuweisen. Aber damit will sich das Team nicht zufrieden geben. Mercedes erwägt, Berufung einzulegen. Red-Bull-Berater Helmut Marko wütete gegen einen "unwürdigen Verlierer".
Die Wut und die Enttäuschung bei Mercedes sind verständlich. Der sicher geglaubte Titel ging durch einen dummen Zufall verloren, und die Rennleitung hat mit ihrer Entscheidung ihren Teil dazu beigetragen. Doch was hätte sie anderes tun können? Ein solches Finale unter Safety-Car-Bedingungen beenden? Das wäre in der Tat unwürdig gewesen. Das Regelbuch der Formel 1 schreibt vor, dass am Ende der Rennleiter entscheidet, und zwar im Sinn des Sports. Das hat er getan, egal wie sehr sich Mercedes benachteiligt fühlt.
Mercedes sollte sich als fairer Verlierer zeigen
Gibt es keine gravierenden Sicherheitsbedenken, sollte ein Rennen sportlich beendet werden. Es ist nun mal so, dass der Einsatz eines Safety Cars dem Führenden immer den Vorsprung kostet. Passiert es am Ende eines Rennens, ist das besonders bitter. Passiert es am Ende des letzten Rennens und entscheidet den Titelkampf, ist es dramatisch, gehört aber zu diesem Sport dazu.
Mercedes sollte deshalb von der Berufung absehen und sich als fairer Verlierer zeigen, auch wenn es schwer fällt. Zudem ist die Aussicht auf Erfolg gering. Niemand wünscht sich eine Formel 1, in der Titel am grünen Tisch vergeben werden. Das gilt für Fans wie für den US-Besitzer Liberty Media, der sich um eine möglichst attraktive Rennserie sorgt. Und zum Trost für Mercedes: Jedem ist klar, dass der Titel für Verstappen und Red Bull überaus glücklich ist. Dennoch ist der Niederländer ein würdiger Sieger. Das schließt sich nicht aus.